nd-aktuell.de / 05.07.2019 / Kultur / Seite 8

Die »kleine Meerjungfrau« ist Schwarz - und Twitter empört

Halle Bailey wird für die Rolle der »kleinen Meerjungfrau« gecastet - und prompt bricht auf Twitter eine Debatte los.

Lou Zucker

Sie ist jung, singt wunderschön, lebt unter Wasser – und ist das neue Aufregerthema: Arielle, die kleine Meerjungfrau. Für die Neuauflage des Zeichentrickfilms mit realen Schauspieler*innen hat Disney sich für Halle Bailey in der Hauptrolle entschieden. Die 19-jährige Sängerin habe »diese seltene Kombination aus Geist, Herz, Jugend, Unschuld und Substanz« und obendrein eine fabelhafte Singstimme, wie Regisseur Rob Marshall der »Variety« erzählte. Und: Sie ist Schwarz. Prompt brach auf Twitter eine Debatte aus, der Hashtag #NotMyAriel trendet in Deutschland mit fast 250 000 Tweets zeitweise auf Platz eins. Auch wenn ein Großteil Bailey als Arielle feiert und rassistische Kommentare kritisiert, beschweren sich auch viele Nutzer*innen über die Rollenbesetzung: Disney würde weiße, rothaarige Frauen diskriminieren und eine Schwarze Frau sei für die Rolle unpassend. Dabei schaffen die Initiator*innen des Hashtags noch nicht einmal, den Namen der Märchenfigur richtig zu schreiben.

An der Figur der kleinen Meerjungfrau, die sich ursprünglich Hans Christian Andersen im 19. Jahrhundert ausdachte, ließe sich vieles kritisieren. Sie gibt ihr gesamtes Leben für einen Mann auf. Sie lässt sich Beine wachsen, um sich dem Menschenmann nähern zu können, in den sie sich verliebt hat und verkauft dafür ihre Stimme. Was lernen kleine Mädchen daraus? Um einem Mann zu gefallen, ist es wichtiger, die Beine breit machen zu können, als zu sprechen.

Erst eine der vielen Disney-Prinzessinnen war bisher Schwarz, nach einer Neuauflage von »Küss den Frosch« 2009. Die wenigen Disney-Filme mit nicht-weißen Prinzessinnen schmeißen mit rassistischen Klischees um sich, allen voran »Aladdin«. Immer wieder besetzt Hollywood nicht-weiße Charaktere mit weißen Schauspieler*innen, wie zum Beispiel der weißen Kanadier Justin Chatwin als »Goku« in der japanischen Anime-Serie »Dragon Ball Z«.

Baileys Arielle wird der wenig feministischen Figur wenigstens eine positive Botschaft hinzuzufügen: Auch Schwarze Frauen können Hauptfiguren sein. Repräsentation ist wichtig – aber nicht alles. Für eine wirklich emanzipatorische Meerjungfrau müsste sich einiges am Originalplot ändern. Immerhin brachte die Twitter-Debatte noch weitere gute Besetzungsvorschläge hervor: Zum Beispiel, Hexe Ursula mit Ursula von der Leyen.