nd-aktuell.de / 13.07.2019 / Politik / Seite 8

Unwillige Frau

Beliebt bei Mitarbeitern, doch der Unternehmerseite zu selbstbewusst. Erste weibliche BA-Vorständin geschasst

Alina Leimbach

Erst am Donnerstag beglückwünschte die Bundesagentur für Arbeit (BA) ihr Vorstandsmitglied Valerie Holsboer noch: »Als eine der führenden Managerinnen im HR-Bereich wurde unsere Vorständin Valerie Holsboer gestern Abend vom @personalmagazin ausgezeichnet«, twitterte die BA.

Doch nur einen Tag später hat sich das Blatt gewendet - die Juristin ist am Freitag geschasst worden. Der Verwaltungsrat der BA stimmte für ihre Absetzung - das war zuvor erst einmal in der Geschichte passiert. Nun muss die 42-Jährige ihren Posten nach nur zwei Jahren als eine von drei Vorständ*innen der Arbeitsagentur räumen. Sie hatte als erste Frau in diesem Gremium Verantwortung für Personal und Finanzen getragen.

Kritiker*innen aus dem Verwaltungsrat hatten der Juristin Inkompetenz vorgeworfen, das zumindest berichtete die »SZ«. »Frau Holsboer war der Größe der Aufgaben nicht gewachsen«, sagte wiederum eine Person aus dem Verwaltungsrat dem »Tagesspiegel«.

Doch es gibt noch eine andere Darstellung, der Geschichte: Die einer engagierten, jüngeren Frau, die sich nicht widerspruchslos von der älteren Garde steuern lassen wollte. Obwohl sie auf dem Arbeitgeberticket fuhr, habe sie beispielsweise auch einem Projekt der Arbeitnehmerseite offen gegenübergestanden, heißt es. Damit soll sie insbesondere Peter Clever, dem einflussreichen Arbeitgebervertreter im Verwaltungsrat der BA, auf die Füße getreten sein. Clever, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, hatte Holsboer ursprünglich für das Gremium auserkoren. Er soll ihr gegenüber mehrfach laut geworden sein. In der »SZ« ist sogar davon die Rede, dass er bei einer Sitzung ein Gesetzbuch über den Tisch geworfen haben soll - in ihre Richtung.

In der BA war Holsboer beliebt. Mehr als 1000 Unterzeichner*innen fordern in einer Petition ihren Verbleib. Bei der letzten Personalversammlung hatten ihr Mitarbeiter*innen applaudiert.