nd-aktuell.de / 19.07.2019 / Berlin / Seite 10

Die Regenbogenfamilie stärken

In Lichtenberg soll ein neuer Treffpunkt für lesbische Frauen entstehen

Jérôme Lombard

Die gesellschaftliche Sichtbarkeit und Akzeptanz von lesbischen Frauen und Regenbogenfamilien erhöhen: Das ist das Anliegen des Vereins »Lesben Leben Familie« (LesLeFam).

Im vergangenen Februar in Berlin gegründet, versteht sich die Organisation als politische Interessenvertretung von Lesben und ihren Familien. »Unser Ziel ist es, für mehr Respekt gegenüber Regenbogenfamilien und ihren Belangen in der Mehrheitsgesellschaft einzutreten«, sagte die LesLeFam-Vorsitzende Constanze Körner am Donnerstag. Gemeinsam mit Lichtenbergs Bürgermeister Michael Grunst (LINKE) stellte Körner die Pläne vor, die ihr Verein in dem Bezirk hat. »Wir möchte in Lichtenberg den Osten Berlins für Lesben beleben und neue Angebote für die queere Community gestalten«, sagte Körner.

Konkret will der Verein Ende September seine neuen Büroräume in der Dolgenseestraße 21 in Friedrichsfelde beziehen. Das Ladenlokal soll in Zukunft als Treffpunkt dienen, in dem LesLeFam seine Angebote wie Beratunssprechstunden, Krabbelgruppen für Regenbogenfamilien und Kaffeerunden anbieten will. »Es ist ein ganz starkes Signal, dass wir als Verein nach Lichtenberg sichtbar in den Kiez kommen dürfen«, sagte Körner.

Seit Mai dieses Jahres wird LesLeFam durch das Bezirksamt gefördert. Über sogenannte FEIN-Mittel, die von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung an Projekte der Berliner Bezirke vergeben werden, kann LesLeFam in Lichtenberg Angebote initiieren, die für Lesben, Regenbogenfamilien und die schwul-lesbische Community offen sind.

Dazu zählt neben der Eröffnung des Treffpunkts auch die Teilnahme am Rummelsburger Wasserfest samt Drachenbootrennen im August sowie die Teilnahme am Familienrenntag auf der Karlshorster Trabrennbahn im September. Auch Fortbildungsworkshops für pädagogische Fachkräfte und eine Weihnachtsfeier für Regenbogenfamilien sind geplant.

»Mich freut es, dass wir behilflich sein konnten, den Verein in Lichtenberg zu beheimaten«, sagte Bezirksbürgermeister Grunst. LesLeFam sei ein echter Gewinn für seinen Bezirk, der sich die Familienfreundlichkeit auf die Fahnen geschrieben hat. »Lichtenberg kann nicht familienfreundlich sein, wenn es nicht auch spezielle Angebote für Regenbogenfamilien bei uns gibt«, so Grunst.

Der Bezirksbürgermeister rief alle Lichtenbergerinnen und Lichtenberger dazu auf, den Verein bei seiner Spendensammlung für die neuen Räumlichkeiten nach Möglichkeit zu unterstützen. »Von Tellern und Tassen über eine Kaffeemaschine, Stühle und Spielzeug bis hin zu Geld für weitere Ausstattungen und Reparaturen ist alles willkommen«, sagte der LINKE-Politiker.

Lichtenberg hat sich in diesem Jahr erneut um den Titel »Familienfreundlicher Bezirk« beworben. Dahinter steht die von der Politik, der Verwaltung und sozialen Akteuren getragene Leitidee, Familien mit unterschiedlichen Lebensformen und in verschiedenen Lebenslagen zu unterstützen. Die gezielte Förderung in diesem Bereich habe in den vergangenen Jahren zu einem verstärkten Zuzug von jungen Familien und zu einem Wachstum der Geburtenrate im Bezirk geführt, ist Grunst überzeugt.

Für die Frauen von LesLeFam geht es in den kommenden Wochen darum, ihren Verein und den neuen Standort zu bewerben. Die Berliner Pride Weeks bieten dafür eine ideale Gelegenheit. So will der Verein am Wochenende mit einem Stand auf dem lesbisch-schwulen Stadtfest in Schöneberg präsent sein und sich auch am QueerSummerSplash beteiligen. Dabei lädt das Kreuzberger Prinzenbad am 18. August alle queeren Menschen zum Baden ein.