nd-aktuell.de / 30.07.2019 / Politik / Seite 8

Meinungssager

WDR-Moderator Georg Restle lässt sich nicht einschüchtern

Marion Bergermann

Er hat öffentlich etwas gesagt, was einige Menschen ohnehin schon meinen. Nun erhielt Georg Restle dafür eine Morddrohung. Der Moderator der WDR-Politiksendung »Monitor« hatte Mitte Juli in den »Tagesthemen« die AfD für rechtsextremistisch befunden. Denn nachdem der Verfassungsschutz die sogenannte Identitäre Bewegung als rechtsextremistisch eingestuft hatte, kommentierte Restle: »Wer die Identitäre Bewegung für rechtsextremistisch hält, kann die AfD nicht außen vorhalten.« Die Partei erfülle die Funktion »als parlamentarischer Arm einer rechtsextremistischen Bewegung, die ihre Stärke und ihre Hoffnung auf den Umsturz aus den Wahlerfolgen der AfD bezieht«.

Kurz darauf schickte ein bisher Unbekannter einen Brief mit einer Morddrohung an Restle. Laut WDR stammt dieser von demselben Absender, der diesen Juni die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und den Altenaer Bürgermeister Andreas Hollstein bedrohte. Der Verfasser bezieht sich darin auch auf den mutmaßlich rechtsextremistischen Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Nun vermutet die Generalbundesanwaltschaft ein rechtsextremes Tatmotiv.

Dass Georg Restle sich kritisch über rechte Umtriebe äußert, kommt immer wieder vor. In den »Monitor«-Sendungen, die der Investigativjournalist seit fast sieben Jahren auch inhaltlich mitverantwortet, geht es regelmäßig um Themen, die Anhänger*innen von Lügenpresse-Parolen nicht gefallen dürften. Etwa darum, wie der »rechte Flügel« in der AfD an Einfluss gewinnt. Oder wie schlecht es syrischen Geflüchteten in der Türkei geht. Auf Twitter kritisierte der 1965 geborene Journalist die EU-Asylpolitik und die »Bild-Zeitung«. Am Anfang seiner Karriere arbeitete er bei Radio Dreyeckland, einem alternativen freien Radio aus Freiburg, wo Restle Jura studierte.

Eher entschlossen als eingeschüchtert wandte sich der Journalist auf Twitter nun an seine Kolleg*innen: »Lasst uns unseren Job machen. Heißt: Licht ins braune Dunkel der Republik - und Wölfe nicht für Schafe halten!«