nd-aktuell.de / 24.08.2019 / Wissen / Seite 24

Wie soll Greta zurückfahren?

Dr. Schmidt erklärt die Welt: Christof Meueler fragt, wie man am klimafreundlichsten übers Meer kommt.

Christof Meueler

Greta Thunberg ist in einer Segelyacht unterwegs in die USA. Ist diese Fahrt so emissionsfrei, wie sie behauptet?

Die Fahrt an sich schon. Doch Greta ist Passagier auf einem Rennsegler. Das ist der wunde Punkt: Nach einer eher stürmischen Überfahrt benötigt der einen gewissen Wartungsaufwand. Dafür braucht man Spezialpersonal. Und das muss natürlich auch transportiert werden. Hier kommt das Flugzeug ins Spiel, das Greta unbedingt vermeiden wollte. Denn das ist ja das Problem: Wie kommt man übers große Wasser? Schwimmen fällt ja bekanntermaßen aus, es sei denn, man will die Menschheit dezimieren.

Was würdest du für die Rückfahrt empfehlen?

Es gibt eine Idee, die sie offenbar selbst schon hatte: auf einem Containerschiff mitzufahren. Wenn da noch zwölf Passagiere 5000 Container begleiten, dann liegen die Emissionen im Verhältnis im Grammbereich.

Ballon geht leider nicht.

Nein, da weißt du nie, wo du hinfliegst. Aber was man noch erwägen könnte, ist das Luftschiff. Dummerweise sind große Luftschiffe mit den alten Zeppelinen quasi ausgestorben.

Und wie lange dauerte es mit dem Luftschiff?

Die »Hindenburg« flog im schnellsten Falle 61 Stunden. Das ist im Vergleich zum Schiff richtig fix, im Vergleich zum Flugzeug recht lahm.

Wie schätzt du die Emissionen ein?

Das hängt eben davon ab, wie viele Passagiere sie haben. Im Prinzip sind die Emissionen günstiger als beim Flugzeug, weil sie keine Energie brauchen, um hochzukommen. Die brauchen nur Energie, um vorwärts zu kommen. Man könnte die heutzutage auch mit Elektromotoren antreiben. Da Luftschiffe ja eine relativ große Oberfläche haben, könnte man sie mit Solarzellen beplanken.

Hätte Greta nicht auch in ein ganz kleines Flugzeug einsteigen können? Das würde doch auch die Emissionen senken, oder?

Nö, im Gegenteil. Je größer das Flugzeug und je ausgelasteter, desto besser ist es eigentlich. Ein A350 mit voller Auslastung erfüllt heute in etwa den Standard, den man mal von Autos gefordert hat: drei Liter pro Nase und 100 Kilometer.

Einen Tunnel gibt es leider nicht.

Unter dem Atlantik? Keine Chance. Es ginge höchstens andersrum, über Russland und die Behringstraße. Da gab’s immer mal die Idee eines Tunnels oder einer Brücke. Bislang führt aber weder auf russischer noch auf US-amerikanischer Seite eine Eisenbahnlinie bis an die Behringstraße. Wenn der Nordpol noch ordentlich zugefroren wäre, könnte man wahrscheinlich noch mit dem Hundeschlitten übers Eis fahren. Lebensgefährlich und langwierig. Und man braucht eine ganze Menge Fressalien für die Hunde.