nd-aktuell.de / 30.10.2019 / Politik / Seite 4

Brennende Bühne

Göttinger Hausprojekt vermutet rechten Anschlag

Simon Volpers

Erst in diesem Sommer hatten die Bewohner*innen des linken Hausprojekts in der Goßlerstraße 17/17a in Göttingen in Eigenregie eine hölzerne Bühne in ihrem Garten errichtet, um dort Konzerte und politische Veranstaltungen ausrichten zu können. In der Nacht zum Montag wurde diese offenbar mutwillig in Brand gesetzt.

Während die örtliche Polizeidirektion noch von einer unbekannten Brandursache spricht, sind sich die Bewohner*innen dagegen sicher, den Geruch von brandbeschleunigenden Mitteln wahrgenommen zu haben, als sie gegen drei Uhr in der Früh das Feuer entdeckten und löschen konnten, bevor es sich weiter ausbreiten konnte. Sie sprechen in einer Pressemitteilung von einem »Brandanschlag«.

Dafür spricht der politische Kontext: Die Goßlerstraße 17/17a ist in der Stadt als linkspolitischer Wohnort bekannt, seitdem die Bewohner*innen vor rund einem Jahr mit einiger öffentlicher Aufmerksamkeit ihr Haus kauften. An der Fassade des Gebäudes flattern regelmäßig Transparente mit politischen Botschaften. Dazu kommt, dass es in derselben Nacht auf dem Göttinger Uni-Campus - in unmittelbarer Nähe zur Goßlerstraße - zu weiteren Vorfällen gekommen ist. Die Fassade des Büros des Fachschaftsrats Sozialwissenschaften, der sich ebenfalls immer wieder eindeutig links positioniert, wurde mit Farbe beworfen. An die Universitätsbibliothek wurden SS-Runen, ein Hakenkreuz sowie die Worte »Wir kommen« geschmiert.

Luca Wolf, eine Haus-Bewohnerin, erklärte dazu: »Rechte Symbole und Parolen tauchen immer wieder in unserer Nachbarschaft auf, und gewalttätige Übergriffe von rechts häufen sich in den letzten Jahren, auch in Göttingen.« Die Hausgemeinschaft wolle sich dennoch auch von den neuerlichen Vorkommnissen nicht einschüchtern lassen.

Bereits im März dieses Jahres waren über 1000 Menschen auf die Straße gegangen, um unter dem Motto »Es reicht!« gegen die Zunahme rechter Übergriffe in der Stadt zu protestieren. Dies scheint auch sieben Monate später weiterhin bitter nötig.