Ohne Experten wird das nichts

Tomas Morgenstern hält Quereinsteiger an Schulen nicht für die Universallösung

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist nicht immer ein Erfolg, wenn Berlin im Bundesvergleich eine Spitzenposition erobert. Wird dergleichen etwa für den Bildungsbereich in Anspruch genommen, müssen praktisch stets alle Alarmglocken läuten. Dass an den Schulen der Hauptstadt prozentual weit mehr Quereinsteiger als anderswo in Deutschland beschäftigt werden, ist ja selbst bei optimistischster Betrachtung keine Errungenschaft. Der Mangel an ausgebildeten Lehrern (und Erziehern) zwingt die Schulen dazu.

Dass auf dem Arbeitsmarkt nach geeignetem Personal gesucht werden muss, das mit vertretbarem Aufwand rasch in die Lage versetzt werden kann, junge Menschen zu unterrichten, ist eine Notlösung. Quereinsteiger sind in der Regel eben keine ausgebildeten Pädagogen, und es wäre schon gut, wenn es sich bei ihnen um gestandene Fachleute handelt. Sie von vornherein als vollwertige Lehrkräfte auszuweisen, ist leichtfertig - man muss sie eher davor bewahren, dass sie im Stress des Schulalltags scheitern. Dazu brauchen diese Leute Schulung, Zeit für eine taugliche Einarbeitung und die Begleitung durch erfahrene Pädagogen. Nur wenn sie in den Klassen möglichst rasch vollwertigen Fachunterricht anbieten und Wissen auch vermitteln können, lassen sich Klassenziele erreichen.

Berlin ist eine wachsende Stadt mit einer multiethnischen Bevölkerung. Gerade für sogenannte Problembezirke mit einem besonders hohen Migrantenanteil in den Klassen findet die Bildungsverwaltung nicht einmal genug Personal, um die hohe Lehrerfluktuation auszugleichen. Gerade dort, wo es wehtut, auf Persönlichkeiten zu setzen, denen ihre in anderen Bereichen erworbene Lebens- und Berufserfahrung Selbstsicherheit gibt, klingt lediglich gut. Ohne solide ausgebildete, erfahrene Lehrer läuft dort nichts. Schule ist kein Experimentierfeld.

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