Die konforme Revolte

Eigensinn blüht dort, wo er unterdrückt wird - bewahrt aber die Verhältnisse.

In seinem Essay »Das eigensinnige Kind« durchforstet Wolfram Ette die Kulturgeschichte nach dem Ursprung und der Notwendigkeit von Eigensinn. Und er stellt die Frage: »Gibt es heute noch einen Ort, an dem der Eigensinn der Kinder sich entfalten kann - und das heißt umgekehrt: an dem er unterdrückt wird?«

Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist seit jeher von ambivalenten Emotionen geprägt. Da ist natürliche Liebe, aber da ist auch Kampf und Aufbegehren. Familie ist oftmals eben kein Schutzraum, sondern ein Raum der Grenzüberschreitung. Die Familie ist Schaubühne universal auftretender Konflikte, sie bestimmt gesellschaftliche Verhältnisse, gerade weil sie bestimmte Dynamiken vorzeichnet. Und vielleicht gerade aufgrund der traumatischen Erlebnisse, die Generationen misshandelter Kinder ertragen mussten, halten wir heute keinerlei negative Gefühle gegenüber unseren Kindern für legitim. Negative Emotionen werden unterdrückt; i...


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