nd-aktuell.de / 07.01.2020 / Politik

Wer folgt auf Jeremy Corbyn?

Britische Sozialdemokraten wählen bis zum 2. April in einer Urabstimmung einen neuen Vorsitzenden

London. Nach ihrer historischen Niederlage bei der britischen Parlamentswahl hat bei der Labour-Partei das Rennen um einen neuen Parteichef begonnen. Wie die Partei am Montag mitteilte, sollen die rund 500.000 Parteimitglieder vom 21. Februar bis zum 2. April über die Nachfolge des bisherigen Parteichefs Jeremy Corbyn abstimmen. Am 4. April werde das Ergebnis der parteiinternen Wahl bekanntgegeben.

Der 70-jährige Corbyn, der seit 2015 an der Spitze der Partei steht, hatte nach der Wahlschlappe im Dezember angekündigt, sich vom Parteivorsitz zurückzuziehen. Mit dem Rennen um seine Nachfolge begann gleichzeitig ein Kampf um die künftige Ausrichtung der Partei.

Bislang kündigten fünf Parteimitglieder offiziell ihre Kandidatur an. Gute Chancen werden vor allem der wirtschaftspolitischen Sprecherin Rebecca Long-Bailey vom linken Parteiflügel und dem gemäßigten Brexit-Experten Keir Starmer eingeräumt. Long-Bailey bewarb sich am Montag öffentlich um die Corbyn-Nachfolge, Starmer hat dies bislang noch nicht getan. Als Außenseiterinnen gelten die Abgeordneten Jess Phillips und Lisa Nandy, die beide bereits ihre Kandidatur angekündigt haben. Für die Bewerbung gelten aber hohe Hürden: Die Kandidaten brauchen die Unterstützung von mindestens 22 Labour-Abgeordneten im britischen Unterhaus oder Europaabgeordneten sowie von fünf Prozent regionaler Labour-Gliederungen oder drei mit Labour verbündeter Organisationen, darunter mindestens zwei Gewerkschaften.

Um an der Briefwahl teilnehmen zu können, müssen potenziell neue Parteimitglieder vor dem 20. Januar der Labour-Partei beitreten und 25 Pfund (29 Euro) bezahlen.

Die Labour-Partei hatte bei der Parlamentswahl am 12. Dezember ihr schlechtestes Ergebnis seit 1935 eingefahren und viele ihrer jahrzehntelangen Hochburgen an die Tories verloren - vor allem im Norden des Landes, wo die Menschen beim Referendum 2016 mehrheitlich für einen EU-Austritt gestimmt hatten. Agenturen/nd