nd-aktuell.de / 21.01.2020 / Politik / Seite 8

»Voll bayerisch«

Personalie

Markus Drescher

Ozan Iyibas ist der Erste, für den die CSU zwei Anläufe brauchte: ein muslimischer Bürgermeisterkandidat. Im oberbayerischen Neufahrn will Iyibas bei den Kommunalwahlen im März zum Rathauschef gewählt werden. Sein Ortsverband will das auch. Bei der Nominierungsversammlung in der vergangenen Woche erhielt der 37-Jährige 32 von 32 Stimmen. Damit gehören diese Christsozialen offensichtlich zu der knappen Hälfte der Bayern, die in einer Umfrage äußerten, dass sie kein Problem mit einem muslimischen Bürgermeister hätten.

Dass Iyibas, der in Freising geboren wurde und im nahen Neufahrn aufgewachsen ist, nun als erster muslimischer CSU-Bürgermeisterkandidat in die Geschichtsbücher von Partei und Freistaat eingeht, liegt an denen, die das anders sehen. Gut 44 Prozent waren es in der Umfrage, die Bedenken äußerten. Und solche Bedenkenträger wider einen muslimischen Bürgermeister waren es, die zuletzt im schwäbischen Wallerstein dafür sorgten, dass nicht Sener Sahin Erster wurde, sondern wegen des Widerstands an der Parteibasis seine Pläne aufgab, für die CSU anzutreten.

Iyibas bezeichnet sich als »voll bayerisch und voll deutsch«. Er sei »genauso ein CSUler« wie jeder andere. 2007 trat er in die Partei ein, war Schriftführer im Ortsverband, stellvertretender Ortsvorsitzender und Beisitzer im Kreisvorstand. Bei den Kommunalwahlen im Jahr 2014 wurde Iyibas in den Neufahrner Gemeinderat und im gleichen Jahr auf Platz 20 der Landesliste für die EU-Wahlen gewählt. Seit 2015 ist er Landesvorsitzender des Arbeitskreises Migration und Integration. Trotz dieser Karriere berichtet der Politiker von Gegenwind bei seinen Bürgermeisterplänen, und dass auch er auf seine Herkunft und seinen Glauben reduziert worden sei.

Dass seine Eltern einst aus der Türkei als sogenannte Gastarbeiter nach Deutschland kamen und dass er Alevit ist (das Alevitentum wird zumeist dem Islam zugeordnet), so wünscht es sich der Sparkassen-Geschäftsstellenleiter, solle nun in den Hintergrund rücken und Inhalte im Vordergrund stehen.