nd-aktuell.de / 30.01.2020 / Politik

»Höckejugend« geht selbst AfD zu weit

Junge Alternative-Bundesvorsitzender spricht von »ironischer Überspitzung«

Katharina Schwirkus

Eine Facebook-Seite mit dem Namen »Höcke-Jugend« sorgt für Aufregung. Auf der Seite werden Botschaften geteilt, die an das Propagandamaterial der Hitlerjugend erinnern. In einem Beitrag vom vierten Januar 2020 heißt es beispielsweise: »Wir laden alle strammen deutschen Buben ein, bei uns mitzuarbeiten und gemeinsam unser Vaterland gegen Volkstod und Umvolkung zu verteidigen.« Zur Erinnerung: Die Hitlerjugend, kurz HJ, war die Jugend und Nachwuchsorganisation der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Für Mädchen gab es in der Nazizeit den »Bund Deutscher Mädel«.

In Anlehnung an die Nazi-Geschichte steht in einem weiteren Beitrag auf der Facebook-Seite: »Die Höcke-Jugend richtet sich ausschließlich an Buben, die sich auf das wehrfähige Alter vorbereiten. Leider können wir keine Mädel aufnehmen. Diese wenden sich bitte an den Bund Björnscher Mädel an der gleichen Adresse. Dort lernen Mädel alles, was für diesen Teil des Volkes wichtig ist: nähen, putzen, kochen, und gebären.«

Bei jungen Anhängern der AfD sorgt die Facebook-Seite offensichtlich für Begeisterung. Die genannten Beiträge werden wohlwollend kommentiert und mit »Gefällt mir«-Angaben versehen. Mitglieder der AfD-Nachwuchsorganisation in Sachsen-Anhalt haben sich von der Seite offensichtlich inspirieren lassen. Sie veröffentlichten ein Foto von einem Treffen mit Vertretern des rechtsnationalen »Flügels« mit der Bildunterschrift »#Höckejugend«. Nach massiver Kritik von Parteifreunden änderte die Junge Alternative (JA) Altmark später den Eintrag vom vergangenen Wochenende auf ihrer Facebook-Seite.

»Wir haben dann sofort gesagt, dass die das entfernen sollen«, sagte der stellvertretende JA-Bundesvorsitzende, Tomasz Froelich, am Mittwoch auf Anfrage. »Das war natürlich eine ironische Überspitzung, aber Ironie ist im politischen Geschäft riskant, weil sie nicht von allen verstanden wird«, fügte er hinzu.

In der ursprünglichen Version des Fotos, die später gelöscht wurde, stand auf dem Bild »#HÖCKEJUGEND. MAGDEBURG«. Diese Beschriftung wurde nach wenigen Stunden wieder entfernt. Neben dem Foto, das JA-Mitglieder zusammen mit dem Thüringer AfD-Landeschef und »Flügel«-Gründer Björn Höcke, zwei Bundestagsabgeordneten und dem Brandenburger AfD-Chef Andreas Kalbitz zeigt, stand anfangs: »Wir als Junge Alternative Altmark und bekennende Höckejugend konnten so dem Björn und dem Andreas einen Wimpel von unserem «rechtsauszen-Fanclub» mit einem kleinen Zwinkern in Richtung Antifa übergeben.« In der geänderten Version wurden die Worte »Höckejugend« und »rechtsauszen« durch das Wort »zensiert« ersetzt.

Während die Junge Alternative Altmark ihre »Höckejugend«-Beiträge löschte, ist die Facebookseite mit dem Namen »Höcke-Jugend« jedoch weiter abrufbar. Klickt man die Informationen der Seite an, so erfährt man, dass diese vom Bürgerbüro Björn Höckes betrieben wird. Ein Sprecher des Bürgerbüros in Heiligenstadt, der nicht namentlich zitiert werden wollte, sagte gegenüber »neues deutschland« jedoch: »Wir betreiben diese Seite nicht und bemühen uns im Gegenteil, dass die Seite vom Netz genommen wird.«

Der Begriff »Höckejugend« wurde in den vergangenen Jahren gelegentlich auch in Äußerungen von AfD-Gegnern in sozialen Netzwerken verwendet. Die Nachwuchsorganisation der AfD und der »Flügel« werden vom Bundesamt für Verfassungsschutz - anders als die Gesamtpartei - als Verdachtsfälle im Bereich Rechtsextremismus eingestuft.