nd-aktuell.de / 19.02.2020 / Berlin / Seite 12

Wandlitz

Wandlitz - das war zu DDR-Zeiten ein Synonym für den SED-Machtapparat. Wobei nicht der Ort Wandlitz bei Bernau nördlich von Berlin gemeint war, sondern die dortige Waldsiedlung. Ende der 50er Jahre erbaut, war sie obligatorischer Wohnort für Mitglieder des SED-Politbüros und ihre Familien - ob sie wollten oder nicht. Sprichwörtlich bekannt war die sogenannte Protokollstrecke: der gesicherte Weg der Dienstfahrzeuge aus Wandlitz nach Berlin und zurück. Sagenumwoben war der Luxus, der in der Waldsiedlung herrschen sollte.

Ende 1989, als die Macht der SED bröckelte, tauchten erste Reporter in der Siedlung auf. Der Luxus stellte sich schnell als ziemlich kleinbürgerlich heraus. Es war wohl vor allem die Abschottung der SED-Oberen gewesen, die die Fantasie befeuert hatte. Zehntausende Schaulustige pilgerten nach Wandlitz. Mitte Dezember beschloss die DDR-Regierung auf Vorschlag des Runden Tisches, aus der Siedlung ein für alle zugängliches Reha-Zentrum zu machen. Die einstigen Parteifunktionäre mussten bis Ende Januar 1990 ausziehen; kurz danach trafen die ersten Kurgäste ein - Mitte Februar wurde das Reha-Zentrum eröffnet.

Seitdem hat sich auf dem Klinikgelände viel getan. Heute befinden sich hier unter anderem medizinische Einrichtungen wie die Brandenburgklinik und Wohnlagen für Senioren.

Wolfgang Hübner

Fotos: ND/Schmidtke; nd/Winkler