nd-aktuell.de / 18.03.2020 / Berlin / Seite 9

Neue Klinik mit 1000 Betten kommt

Nicolas Šustr

»Wir werden ein zusätzliches Covid-19-Krankenhaus mit bis zu 1000 Betten aufbauen«, kündigte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Dienstag in der Senatspressekonferenz an. »Das soll reale Engpässe vermeiden, um in der Hinterhand noch eine Notfallklinik zu haben«, begründete sie den Schritt.

Entstehen soll die medizinische Einrichtung in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr auf dem Areal des Berliner Messegeländes. Projektleiter soll Albrecht Broemme, ehemaliger Berliner Feuerwehrchef und späterer Präsident des Technischen Hilfswerks, sein. »Ich bin wirklich froh, einen sehr geeigneten Projektleiter gefunden zu haben«, so Senatorin Kalayci.

Mit Stand Dienstag befinden sich 20 Personen in Berlin wegen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus in Krankenhausbehandlung, drei davon werden intensivmedizinisch behandelt, teilte die Gesundheitssenatorin mit. »Wir müssen davon ausgehen, dass die Zahl steigt«, sagte sie. Bisher sei bei unter fünf Prozent der Getesteten das Virus nachgewiesen worden.

Die Krankenhäuser seien schon aufgefordert worden, die Kapazitäten aufzustocken. Am Dienstag hat der Senat auch eine Rechtsverordnung beschlossen, planbare Operationen zu verschieben. Das soll Kapazitäten freimachen.

»Der Einzelhandel für Lebensmittel und Getränke bleibt offen in dieser Stadt«, erklärte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). Das gelte unter anderem auch für Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Baumärkte und Fahrradläden. »Auch Spätis bleiben offen«, sagte Pop. Restaurants dürfen nur zwischen 6 und 18 Uhr Gäste empfangen, danach dürfen sie noch Speisen zum Mitnehmen anbieten und auch liefern. Die am Mittwoch in Kraft tretenden Regeln hat der Senat so formuliert, dass generell alles schließen muss, was nicht explizit in der Liste davon ausgenommen ist.

Bisher hat Berlin für die in Breite betroffene Wirtschaft ein Paket aus Bürgschaften und Liquiditätshilfen in Höhe von 300 Millionen Euro geschnürt. »Wir meinen auch Freiberufler und Selbstständige«, sagt die Wirtschaftssenatorin, dafür müsse aber eine Konstruktion gemeinsam mit dem Bund gefunden werden. »Wir sehen, dass wir länger mit dieser wirtschaftlichen Schwäche zu kämpfen haben werden«, sagte sie zu den Auswirkungen der Krise.

Am Montagabend hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) in einer vom RBB ausgestrahlten Fernsehansprache die Bevölkerung auf »harte Einschnitte« vorbereitet. »Unsere Maßnahmen können nur wirken, wenn wir auf so viele soziale Kontakte wie möglich verzichten«, verdeutlichte der Regierende Bürgermeister.