nd-aktuell.de / 18.03.2020 / Politik

Corona-Krisenkommunikation

Offizeielle Ansagen von Städten und Behörden sorgten in den vergangenen Tagen oftmals für Unklarheiten.

Sebastian Weiermann

Wer sich zurzeit in einer Maßnahme des Jobcenters befindet, hatte es am Wochenende nicht leicht zu erfahren, ob seine Maßnahme weiterhin stattfindet. Die Bundesländer schlossen außerschulische Bildungseinrichtungen. Also auch Schluss für die Maßnahmen?

Auf der Internetseite der Bundesagentur für Arbeit fand, wer lange genug danach gesucht hatte, ein FAQ mit den wichtigsten Fragen und Antworten zu Maßnahmen. Öffnen konnte die Datei allerdings nicht jeder. Es war eine im .zip-Format gepackte Tabelle. Mit älteren Smartphones ist es nicht möglich, solche Dateien anzusehen. Wer die Datei öffnen konnte, wurde dann darüber informiert, dass Maßnahmen weiterhin stattfinden.

Anfang der Woche war die FAQ dann nicht mehr zu finden. Von der Pressestelle der Bundesagentur hieß es, dass man davon ausgehe, dass Maßnahmen nicht mehr stattfinden. Aus unterschiedlichen Städten berichteten Teilnehmer und Maßnahmenanleiter allerdings vereinzelt, dass sie am Dienstag noch tätig waren.

Die Arbeitsagentur ist allerdings nicht die einzige Behörde, die für ein kommunikatives Chaos sorgt. Auch die seit Montag angekündigten Ladenschließungen führen zu zahlreichen Unklarheiten. Zu Buchläden gab es zum Beispiel verschiedene Ansagen. Bleiben diese geöffnet, wie es ein Branchendienst am Dienstagabend für Nordrhein-Westfalen vermeldete? Nein, am frühen Mittwochmorgen gab es die Konkretisierung eines Erlasses des Landes. Auch Buchläden müssen schließen.

Die Städte sorgten mit ihren Aussagen ebenso für Unklarheiten in der Bevölkerung. In einer Mitteilung der Stadt Wuppertal hieß es beispielsweise am Wochenende, dass die Bürgerämter nur in »dringenden« Angelegenheiten aufgesucht werden sollten, da dort Personal reduziert würde. Was dringende Angelegenheiten sind, verriet die Stadt nicht, so dass sich am Montagmorgen lange Schlangen vor den Behörden bildeten.

Hinzu kommt, dass viele Städte sich mit der digitalen Kommunikation schwer tun. Manche Großstadt, auch hier ist Wuppertal mit seinen 350.000 Einwohnern ein gutes Beispiel, sind weder auf Facebook noch auf Twitter mit einem eigenen Account vertreten. Wer Informationen aus erster Hand haben möchte, muss sich durch die jeweiligen Homepages der Stadt klicken und dort nach den Informationen suchen.

Wie es anders gehen kann, zeigt ausgerechnet der kleine Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen, der am stärksten von dem Corona-Virus betroffen ist. Täglich meldet sich der Landrat Stephan Pusch mit wenigen Minuten langen Videos zu Wort und erklärt, was der lokale Krisenstab bei seiner letzten Sitzung beschlossen hat und welche Folgen das für die Menschen im Kreis hat. Pusch bekommt dafür viel Zustimmung. Seine Videos werden rege geteilt. Der Kreis Heinsberg schafft das, obwohl er nur eine winzige Pressestelle hat. Größere Städte könnten sich daran ein Beispiel nehmen.