Der Schlächter von Khiam

Personalie

  • Philip Malzahn
  • Lesedauer: 2 Min.

Amer Fakhoury führte lange ein prototypisches, US-amerikanisches Leben. Er war 2001 aus dem Libanon in die USA geflohen, wo er ein Restaurant im Bundesstaat New Hampshire eröffnete und zusammen mit seiner Frau und vier Töchtern lebte. Eines der Kinder, Zoya Fakhoury, beschrieb ihren Vater in einem Interview mit der Zeitung »The Times of Israel« im November als »die Verkörperung des American Dream«, eine lebendig gewordene Erfolgsgeschichte à la »vom Tellerwäscher zum Millionär«. Zu dem Zeitpunkt saß Amer Fakhoury bereits seit zwei Monaten in einem libanesischen Gefängnis, denn märchenhaft ist an der Geschichte des Herrn Fakhoury wenig.

Der heute 57-Jährige war während des libanesischen Bürgerkriegs Mitglied der sogenannten Südlibanesischen Armee (SLA), einem mehrheitlich christlich-maronitischen Kampfverband, der von Israel unterstützt wurde. Dort soll er in dem berüchtigten Gefängnis vom Khiam an der Folter unzähliger Gefangener beteiligt gewesen sein, was ihm den Spitznamen »Der Schlächter von Khiam« einbrachte.

Nachdem er 2019 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, entschloss er sich im September, erstmals seit seiner Flucht wieder den Libanon zu besuchen. Dort angekommen, wurde er prompt verhaftet.

Hunderte jubilierten daraufhin auf den Straßen und forderten, dass der »Schlächter« zur Rechenschaft gezogen werde. Der Polizei soll er im Verhör seine Zugehörigkeit zur SLA und seine Arbeit im Gefängnis von Khiam gestanden haben. Foltervorwürfe wies er jedoch von sich; seine Tätigkeit dort hätte ihn nie in Berührung mit Häftlingen gebracht. Dafür, so behauptet seine Familie, soll Fakhoury nun selbst gefoltert worden sein. Bei einem Besuch im Gefängnis hätte er Spuren im Gesicht und am Nacken aufgewiesen.

Ein Militärgericht in Beirut verkündete am Montagabend dann überraschend die Freilassung Fakhourys aus gesundheitlichen Gründen. Der vierfache Vater ist schwer krebskrank.

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