nd-aktuell.de / 25.03.2020 / Ratgeber / Seite 13

Am Wochenende eine Stunde vorgestellt

Wieder wird an den Uhren gedreht

Jürgen Holz

Nach der Zeitumstellung auf die Sommerzeit 2020 bleibt es morgens also wieder eine Stunde länger dunkel, dafür ist es abends eine Stunde länger hell. Das Paradoxe: 60 Prozent der Deutschen wollen die Zeitumstellung direkt abschaffen.

Nach einer Umfrage von 2014 leidet jeder Vierte unter der Zeitumstellung - vor allem Berufstätige. 71 Prozent der Befragten gaben damals an, die Zeitumstellung auf Sommerzeit für überflüssig zu halten. Die fehlende Stunde kriegen sie zwar wieder, doch das erfordert Geduld: Erst am Sonntag, 25. Oktober 2020, beginnt die Winterzeit und die Uhren werden zurückgestellt. Das entspricht dann wieder der normalen Mitteleuropäischen Zeit.

Welchen Grund hat die Zeitumstellung? Den ersten Versuch, neben der Winterzeit eine Sommerzeit einzuführen, gab es 1916 im Deutschen Kaiserreich. Drei Jahre lang stellte man die Uhren von Ende März bis Ende September eine Stunde vor. In der Weimarer Republik wurde diese Regelung wieder rückgängig gemacht.

1980 wurde die Sommerzeit dann bis heute gültig eingeführt, da es in den Abendstunden länger hell bleibt und somit weniger Strom für Licht verbraucht wird - so zumindest die Theorie. Doch das Ziel der Energieeinsparung erreicht die Zeitumstellung nicht, vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Durch die Uhrumstellung steigt der Energieverbrauch, zum Beispiel dadurch, dass morgens mehr geheizt werden muss.

Wie vorbereitet sind die Deutschen auf die Zeitumstellung? Einer aktuellen Umfrage zufolge wissen 76 Prozent der Befragten Bescheid, dass die Uhr um eine Stunde vorgestellt werden muss. Auch geben zwei Drittel der Befragten richtig an, dass dies um 2 Uhr morgens geschieht (66 Prozent). Und Pünktlichkeit wird in Deutschland immer beachtet: Zwar kamen 14 Prozent nach der Zeitumstellung schon einmal zu spät zur Arbeit, doch 82 Prozent gaben an, dass es bei ihnen noch nie vorgekommen ist.

Wenn die Stunde weniger Schlaf müde macht, wissen sich die Deutschen auch hier zu helfen. So geben die Befragten früheres zu Bett gehen und vor allem Kaffee als Tipps an. Jeder Zweite besorgt sich auf dem Weg zur Arbeit noch schnell einen Kaffee oder Snack an der Tankstelle, um wach zu werden. 17 Prozent singen für einen guten Start in den Tag lauthals im Radio mit und jeder Fünfte treibt Sport gegen die Müdigkeit nach der Zeitumstellung.

Eine gute Vorbereitung auf die Zeitumstellung ist für die Deutschen also das A und O. Zwei Drittel stellen die Uhren im Haushalt direkt um. Nur 19 Prozent sind da entspannter und legen einzig Wert darauf, dass die Uhrzeit auf dem Radiowecker und dem Smartphone stimmt.

Ist ein Ende des ständigen Hin und Her abzusehen? Nach einer öffentlichen Befragung der EU-Kommission im Jahr 2018, an der sich rund 4,6 Millionen EU-Bürger beteiligten, sprachen sich 84 Prozent für die Abschaffung der Zeitumstellung aus. Doch geändert hat sich nichts. Inzwischen hat auch das EU-Parlament für eine Abschaffung plädiert - allerdings erst im Jahr 2021.

Das würde bedeuten: Ende Oktober 2020 wird wieder an den Uhren gedreht. Ob das dann tatsächlich das letzte Mal sein wird - darüber muss erst noch ein Kompromiss unter den Mitgliedstaaten erzielt werden. Es steht aber zu befürchten, dass sich an der umstrittenen Regelung so schnell nichts ändert.