»Was nicht da ist, kann nicht verteilt werden«

Versorgung mit Schutzkleidung etwas besser, aber aktuelle Coronalage ist kein Grund zur Entspannung

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

»Den Mangel an Schutzkleidung zu beheben, ist unsere tägliche Arbeit«, weist Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Montag im Gesundheitsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses die Kritik an der nach wie vor unzureichenden Versorgung mit FFP2- und FFP3-Masken, Kitteln und Einmalhandschuhen zurück - dabei geht es noch immer vor allem um den Gesundheitsbereich. »Schonender Umgang« lautet das aktuelle Motto im Hinblick auf den Gebrauch von Schutzkleidung in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Das kann heißen: anziehen und erst bei Schichtende ausziehen.

»Ein Mund-Nasen-Schutz pro Acht-Stunden-Schicht, das ist ein Skandal«, ist hingegen die Reaktion der Linke-Politikerin Ines Schmidt, die sich auf Schilderungen der Beschäftigten von Charité und Vivantes beruft, die am vergangenen Freitag eine Petition mit gesundheitspolitischen Forderungen zum Infektionsschutz von Beschäftigten und Patient*innen an Berliner Abgeordnete übergeben haben (»nd« berichtete).

»Was nicht da ist, kann nicht verteilt werden«, lässt Kalaycis Staatssekretär Martin Matz (SPD) dazu verlauten. Immerhin sei es gelungen, in den vergangenen vier Wochen 11,1 Millionen sogenannte OP-Masken zu beschaffen - zum fünf- bis siebenfachen Preis des sonst um die sechs Cent zu Buche schlagenden Artikels. Die Menge, so Matz, entspreche der Hälfte des aktuellen Dreimonatsbedarfs für Kliniken, Pflegeheime, niedergelassene Ärzt*innen und Mitarbeiter*innen im öffentlichen Gesundheitsdienst. Bei FFP2- und FFP3-Masken, die eine Ansteckung wirkungsvoll verhindern, klafft eine größere Lücke: Einem Bedarf von 6,4 Millionen Masken stehen 733 000 beschaffte gegenüber. Auch bei Schutzbrillen und -kitteln kommt die Beschaffung noch immer nicht hinterher.

Dennoch, da sind sich die Gesundheitssenatorin und die meisten Ausschussmitglieder in ihrer fast vierstündigen Sitzung sicher, habe man derzeit eine Situation in Berlin, wie man sie sich vor vier Wochen gewünscht habe, sagt Kalayci. »Wir diskutieren nicht die fehlenden Kapazitäten, sondern das Gegenteil.« Es gebe freie Intensivbetten, die Bestellung von Beatmungsgeräten in den Kliniken gehe Hand in Hand mit Kostenübernahmebescheiden des Landes - 53 Millionen stünden den Krankenhäusern für einen Zeitraum von drei Wochen zur Verfügung.

Dies alles sei kein Schritt hin zur Entwarnung, stellt die Gesundheitssenatorin klar: »Wir haben in Berlin zunächst sehr viel jüngere Menschen bei den Infizierten gehabt, aber die Zahl der Covid-19-erkrankten Älteren steigt und damit auch die Zahl der Todesfälle.« Man müsse weiterhin an der Eindämmung festhalten und bei jedem Schritt der Lockerung beobachten, wie sich die Zahlen entwickeln, betont Kalayci. Am Montag lagen diese in Berlin bei 5225 bestätigten Fällen und 94 Verstorbenen mit einem Altersmedian von 81 Jahren.

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