nd-aktuell.de / 03.06.2020 / Brandenburg / Seite 10

Wälder sind trocken wie Zunder

Feuerwehr bringt Großbrand bei Plessa unter Kontrolle – landesweit hohe Waldbrandgefahr

Tomas Morgenstern
Brandenburgs Wälder sind staubtrocken, es herrscht landesweit große Brandgefahr. »Insgesamt hat es in diesem Jahr schon rund 140 Waldbrände gegeben, die allerdings eine Gesamtfläche von ganzen 18,5 Hektar erfasst haben«, wie Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragter Raimund Engel dem »nd« erkläre. Allein am Pfingstwochenende seien die Feuerwehren im Land zu gut einem Dutzend Einsätzen ausgerückt. Ursache seien neben der großen Trockenheit die relativ hohen Temperaturen. Anlass zur Sorge bereiteten derzeit vor allem die lebhaften, böigen Winde, da sie die Wälder zusätzlich austrockneten. Am Dienstag galt für insgesamt neun Landkreise die höchste Warnstufe fünf, für fünf weitere die zweithöchste.
Noch nicht in der bisherigen Waldbrandbilanz erfasst sei der Großbrand im Elbe-Elster-Kreis, der seit Freitag Hunderte Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei sowie Mitarbeiter der Forsten und des Technischen Hilfswerks (THW) in Atem hält. Denn obwohl der Brand unter Kontrolle sei, dauerten die Löscharbeiten im Waldgebiet des Loben-Moores in der Nähe von Plessa an, betonte Engel. »Vor allem die Bekämpfung von Glutnestern ist gerade in Moorgebieten sehr schwierig und kann sich noch über Tage hinziehen.«
Nach Angaben des Landesumweltministeriums hatten Brandmeldesensoren das Feuer am Freitagvormittag registriert und an die erst im März eingeweihte Waldbrandzentrale Süd in Wünsdorf (Teltow-Fläming) gemeldet. Doch obwohl die ersten Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren binnen kürzester Frist vor Ort waren, habe sich das Feuer innerhalb weniger Stunden mit einer Ausdehnung von mehr als zehn Hektar zum ersten Großschadensereignis dieses Jahres entwickelt. Zunächst hatte das Feuer ein Moorgebiet erfasst und auf ein angrenzendes Waldstück und einen Schilfgürtel übergegriffen. Am Ende weitete es sich auf 100 Hektar aus. Zeitweilig bis zu 200 Feuerwehrleute brachten den Brand, unterstützt durch einen Löschhubschrauber der Bundespolizei, bis Montagabend unter Kontrolle. Die Brandursache ist unklar. Ortschaften seien nicht in Gefahr gewesen, heißt es.
»Die Lage hat sich aber entspannt«, sagte der diensthabende Landrat Marten Frontzek am Vormit᠆tag. Im Tagesverlauf habe man die Zahl der Einsatzkräfte deutlich reduziert. Stationäre Beregnungsanlagen, »Dauerregner« genannt, hätten an den Brandrändern ein Überspringen der Flammen auf angrenzende Nadelwälder verhindert. Nachdem am Montagabend auf einem Brandschutzstreifen Weltkriegsmunition gefunden und kontrolliert gesprengt worden war, durchsuchte am Dienstag der Kampfmittelbeseitigungsdienst das Gebiet. Die Arbeiten an dem rund einen Kilometer langen Streifen, der »als reine Vorsichtsmaßnahme« eingerichtet worden sei, waren deshalb unterbrochen worden. Bis zum Nachmittag sollten die Arbeiten an dem Streifen abgeschlossen sein.
Am Dienstagmorgen war Umweltminister Axel Vogel (Grüne) nach Südbrandenburg gereist, um sich vor Ort einen Eindruck von Löscharbeiten und den Schäden im zum Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft zählenden Loben-Moor zu verschaffen.
Der Minister hatte im Vorfeld die Arbeit der regionalen Einsatz-, Koordinierungs- und Unterstützungskräfte gewürdigt. »Die Kommunikationskette zum Ausbruch des Brandes hat gut funktioniert, so dass die Einsatzkräfte schnell zur Stelle waren«, hatte Vogel erklärt. »Aber wir müssen erkennen, dass die Gewalt des Feuers in einem Moorgebiet nicht leicht in den Griff zu bekommen ist.« Waldmoore seien aber in Brandenburgs von Kiefern dominierten Wäldern wichtige Wasser- und Kohlenstoffspeicher und zugleich Lebensräume für zahlreiche Pflanzen und Tiere. »Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität, zur Wasserversorgung der oft trockenen Böden und zum Klimaschutz.«
Raimund Engel hofft für die nächsten Tage auf feuchte Witterung. »Bisher waren die Niederschläge allerdings nur so etwas wie der berühmte Tropfen auf den märkischen Sand.«