Jenseits aller Grenzen

Neuer Fall von sexualisierter Gewalt gegen Kinder

Schockiert zeigten sich Ermittler der Polizei Münster und der Staatsanwaltschaft am Samstag, als sie über die Enttarnung eines Kinderschänderrings informierten. Die bundesweit vernetzten Täter hatten Kinder vergewaltigt und ihre Taten im Darknet präsentiert. Ein leitender Ermittler sprach von Szenen, die »weit über die Grenzen des Erträglichen hinaus« gegangen seien, die von Beamten gesichtet wurden.

Ein 27-Jähriger aus Münster, der 2016 und 2017 schon zweimal wegen des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornographie zu Bewährungsstrafen verurteilt worden war, ist der Hauptverdächtige. Ihm werden 15 Taten zwischen November 2018 und Mai 2020 vorgeworfen.

Binnen dreieinhalb Wochen nahm die Polizei elf Beschuldigte aus mehreren Bundesländern fest, sieben davon sitzen in Untersuchungshaft. Bisher sind laut Polizei drei Jungen im Alter fünf, zehn und zwölf Jahren als Opfer identifiziert. Bisher, wie die Behörden betonen. Bei Razzien an zwölf Orten stellten die Behörden Festplatten und Datenträger mit mehr als 500 Terabyte hochprofessionell verschlüsselten Materials sicher.

Der Hauptverdächtige ist Informatiker. Seiner Mutter gehörte eine Gartenlaube, in der mehrere der Verbrechen verübt worden sein sollen. Sie ist Erzieherin, arbeitete bis zu ihrer Festnahme in einem Kindergarten und soll gewusst haben, wofür ihr Sohn die Laube nutzte.

Der aktuelle Fall ist nach Lügde und Bergisch-Gladbach der dritte in Nordrhein-Westfalen innerhalb kurzer Zeit. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) geht davon aus, dass sich die Ermittlungsverfahren in nächster Zeit häufen. Das Bekanntwerden immer neuer Fälle habe damit zu tun, dass NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) »seit Lügde die Ermittlungskapazitäten der Polizei zur Verfolgung von Kinderschändern vervierfacht und den Polizeibehörden moderne Ermittlungstechnik zur Verfügung gestellt hat«, erklärte der stellvertretende GdP-Landesvorsitzende Michael Maatz am Montag. »Deshalb müssen wir damit rechnen, dass in den nächsten Monaten weitere Gruppen von Kinderschändern auffliegen werden, zum Teil in Dimensionen, die sich bislang niemand vorstellen kann«, so Maatz.

Der Bundesbeauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, forderte mehr Wachsamkeit der Bürger, bessere Vorbeugung und eine bessere Ausstattung der Polizei. Die betroffenen Kinder hätten ein soziales Umfeld. »Es kann nicht sein, dass nie jemand etwas bemerkt haben will«, sagte Rörig der »Neuen Osnabrücker Zeitung« (Montagausgabe). Der Kampf gegen sexuelle Gewalt müsse als nationale Aufgabe verstanden werden. »Auch sexueller Missbrauch hat pandemische Ausmaße«, mahnte Rörig. Jedes Jahr seien Zehntausende Kinder betroffen. Mit Agenturen

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