nd-aktuell.de / 10.06.2020 / Sport / Seite 12

Tschüss, Rassist!

Ganz cool lässt Fußball-Bundesligist Mainz 05 rassistische Vereinsmitglieder ziehen. Gut so, findet Jirka Grahl

Jirka Grahl

Genug ist genug, haben sie sich beim FSV Mainz 05 gedacht, als diese Kündigung eintraf - das Schreiben eines Mitglieds, das geradeheraus mitteilte, ihm würden zu viele Schwarze in der Mannschaft spielen: »Ich kann mich mit diesem Verein (Profifußball) schon seit Monaten nicht mehr identifizieren! Mittlerweile bekomme ich den Eindruck vermittelt, dass ich beim Africa-Cup bin, anstatt in der deutschen Bundesliga.« Das Mitglied betonte, es sei »auf keinen Fall« rassistisch veranlagt. »Aber wenn seit Wochen in der Startformation neun (!!!) dunkelhäutige Spieler auflaufen und deutschen Talenten kaum noch eine Chance gegeben wird, dann ist das nicht mehr mein über die Jahre liebgewonnener Verein. (…) Ein Noveski, Bungert, Rose, Babatz, Weiland, Bell usw. standen für Werte und Mentalität. Das waren Kerle, die mit Herzblut dabei waren (…)«

Übel. Und wie so oft betont der Rassist erst, keiner zu sein, um dann frei heraus andere Menschen zu diskriminieren. Die Mainzer veröffentlichten im Internet unter der Überschrift »Nicht alle Kündigungen bekümmern uns, manchmal sind wir sogar erleichtert!« eine lehrbuchreife Antwort, die wir hier gerne ausführlich dokumentieren:

»Rassismus beginnt bei uns da, wo rassistische Gedanken geäußert werden, nicht nur, wenn sich jemand selbst als Rassist bezeichnet - was in den seltensten Fällen vorkommt. Und ja, Sie haben recht: mit unserem Verein können sie sich nicht identifizieren. Denn für uns spielen Hautfarben oder andere gruppenbezogene Merkmale von Menschen schlicht keine Rolle. Für uns zählt nur, dass jemand Mensch ist und unsere Werte teilt. Solche Menschen heißen wir in unserer Gemeinschaft gerne willkommen. Aus diesem Grunde freuen wir uns vielmehr über Ihre Kündigung, da Ihre Begründung offenbart, dass Sie nicht die Wertebasis besitzen, die unseren Verein auszeichnet.«

Dem starken Statement der Mainzer ist kaum etwas hinzuzufügen, außer vielleicht: Jawoll!