nd-aktuell.de / 13.06.2020 / Wissen / Seite 22

Felsstürze verändern Mondoberfläche

Erste globale Karte zeigt Wandel. Ursache meist Asteroideneinschläge

Selbst die ältesten Landschaften auf dem Mond befinden sich noch immer im Wandel. Diese Erkenntnis gewannen Forscher des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen und der ETH Zürich bei der Auswertung von mehr als zwei Millionen Aufnahmen der Mondoberfläche. Die Wissenschaftler erstellten die erste globale Karte der Felsstürze auf dem Erdtrabanten.

Über ihre Forschungsergebnisse berichten die Wissenschaftler jetzt in der Fachzeitschrift »Nature Communications«. Die Auswertungen zeigen, dass auf unserem Trabanten nicht in erster Linie Mondbeben, sondern vor allem Einschläge von Asteroiden die Ursache von Felsstürzen sind - und dass sich auf diese Weise selbst Milliarden Jahre alte Mondlandschaften noch immer verändern.

»Die allermeisten abgestürzten Felsbrocken auf dem Mond haben einen Durchmesser zwischen sieben und zehn Metern«, erklärte der Erstautor der neuen Studie, Valentin Bickel, der am MPS und an der ETH promoviert. »Frühere Raumsonden, die den Mond untersucht haben, konnten solch kleine Strukturen nicht überall sichtbar machen«, fügte Bickel hinzu. Erst der Lunar Reconnaissance Orbiter der Nasa kartiert seit 2010 aus einer Mondumlaufbahn die gesamte Mondoberfläche mit der nötigen räumlichen Auflösung und Abdeckung.

Bickel durchforstete den Angaben zufolge in den vergangenen Monaten ein Archiv mit mehr als zwei Millionen dieser Aufnahmen. Dafür entwickelte er einen Suchalgorithmus, der auf der Grundlage neuronaler Netzwerke nach und nach lernt, die typischen Spuren abgehender Felsstürze in Satellitenbildern zu erkennen. Auf diese Weise entstand eine Karte der Mondoberfläche zwischen 80 Grad nördlicher und 80 Grad südlicher Breite, die 136 610 Felsstürze mit Durchmessern von mehr als zweieinhalb Metern verzeichnet. Dabei zeigte sich, dass Einschläge von Asteroiden - direkt oder indirekt - anscheinend für mehr als 80 Prozent aller Felsstürze auf dem Mond verantwortlich sind. AFP/nd