Logik vs. Bullshit?

Denkspiel mit Mike Mlynar

  • Mike Mlynar
  • Lesedauer: 2 Min.

Er habe »mehr für die schwarze Community getan als jeder andere Präsident seit Abraham Lincoln«, tönte dieser Tage der US-Leader. Die »Washington Post« zählte das postwendend als weitere »falsche oder irreführende Aussage«. Das Blatt begleitet besagte Person seit deren Amtsantritt mit einem akribischen »Fact Checker«. Beim jüngsten Update wurde nach 1226 präsidialen Tagen die satte Zahl von 19 128 (!) solcher Vergehen erreicht.

Das klingt bestürzend und absurd. Wie kann dieser Mensch Präsident einer Weltmacht sein? Für eine Antwort sind die Bewertungskriterien zu modifizieren. Er lügt, verdreht und fälscht nämlich nicht nur. In erster Linie sondert er Bullshit ab (dt. svw. »Müll«, vulgo »Scheiße«). Und zwar für eine Wählerschaft, die das mehrheitlich immer noch für präsidiabel hält.

Bullshit ist keine neue Erfindung, wurde aber bislang nie so prominent und penetrant produziert. Der Philosoph Harry G. Frankfurt verfasste zu diesem Kommunikationskultur-Tiefpunkt bereits vor Jahren einen sarkastischen Essay. Demgemäß sei bullshitten weit bösartiger als lügen. Beim Akteur fördere es »die Unfähigkeit zur Wahrheit viel stärker als beim Lügner«. Beim Bullshitter gehe zudem »die normale Wahrnehmung der Realität verloren«, weil ihn weder Wahrheit noch Falschheit interessierten. Für ihn zähle allein, »ob ihm seine Behauptungen in den Kram passen oder nicht«. Diesem zynischen Skeptizismus würden, verweist Prof. Frankfurt auf die Folgen, mit der Zeit auch die Bullshit-Empfänger, also die Medienkonsumenten, erliegen.

Auf den Politikfeldern von Nuklearstrategie bis zu Gemeindewahlen spielen Logik und Mathematik durchaus wichtige Rollen. Zu Polit-Bullshit gibt es für sie keinen Zugang; die Sache ist ihnen wesensfremd. Dass sie dafür in lebensnahen wie lebenswerten Sphären fast immer nützlich sind, ist um so erfreulicher:

1. Je vier Frauen und Männer treffen sich zu einer Nach-Corona-Party. Da wird später auch getanzt, immer in Frau-und-Mann-Paaren. Nach einem Weilchen folgende Konstellation: Die vier Männer haben seit Beginn 2, 0, 0 bzw. 10 Mal getanzt, drei der Frauen 1, 2 bzw. 3 Mal. Wie oft tanzte die vierte Frau?

2. Die Partyzimmerwände sind voller Bücherregale. Drei der Gäste schätzen die Bücherzahl auf 1988, 2010 bzw. 2022. Die tatsächliche Zahl liegt 7 neben der besten, 15 neben der zweitbesten und 19 neben der schlechtesten Schätzung. Wie viele Bücher sind insgesamt in den Regalen?

Antworten an spielplatz@nd-online.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«). Einsendeschluss: Mittwoch, 17. Juni. Absender nicht vergessen, denn wir verlosen zwei Buchpreise separat für die richtigen Antworten auf beide Fragen. Auch Einzeleinsendungen sind möglich.

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