nd-aktuell.de / 17.06.2020 / Politik / Seite 5

Coronavirus ist Gefahr für den Frieden

Institute warnen vor Verwerfungen und Unruhen

Markus Drescher

Die Covid-19-Pandemie trifft alle. Eine besondere Gefahr stellt die Krise aber vor allem für »fragile Weltregionen« dar. Dort drohten »sozioökonomische Verwerfungen, politische Unruhen und gesellschaftliche Spaltungen«, warnen die führenden deutschen Friedensforschungsinstitute in ihrem Friedensgutachten 2020.

Von der Bundesregierung fordern das Bonn International Center for Conversion, das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg und das Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen, sich in der EU und weltweit bei der Bekämpfung von Corona noch intensiver für kooperative Lösungen einzusetzen. Zudem dürfte sie aber auch »andere wichtige Themen nicht aus den Augen zu verlieren«, wie etwa den Klimawandel, die Gefahr eines Cyber-Wettrüstens, die Rivalitäten zwischen den Großmächten und die Situation von Geflüchteten und Zivilisten in bewaffneten Konflikten.

Konkret empfehlen die Forscher unter anderem, dass sich Deutschland für ein globales Konjunktur- und Kooperationsprogramm einsetzen, dass der Klimaschutz beim Überwinden der wirtschaftlichen Folgen eine zentrale Rolle spielen und dass sich die Bundesregierung zusammen mit der EU für politische Lösungen von bewaffneten Konflikten stark machen solle.

Kathrin Vogler, friedenspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, begrüßte, dass die Institute in ihrem Bericht besonderes Gewicht auf die Auswirkungen des Klimawandels für den Frieden legen. »Das Gutachten konstatiert, dass der Kampf um klimabedingt schwindende Ressourcen, wie Trinkwasser oder Agrarflächen, aber auch die Auswirkungen klimabedingter Wetterkatastrophen, ›Stressfaktoren und Risikomultiplikatoren‹ sind, die das Risiko von gewaltsamen, auch militärischen Auseinandersetzungen erhöhen.« Regionale Ansätze zur klimasensiblen Konfliktbearbeitung seien deshalb sinnvoll »zur Bewältigung der jetzt schon dramatischen Folgen des Klimawandels, insbesondere für die Menschen im ärmeren Süden, die am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden«.

Agnieszka Brugger, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, forderte, die Bundesregierung müsse »zu Hause konsequenten Klimaschutz umsetzen und sich dann auf der Weltbühne glaubwürdig für mehr Zusammenarbeit einsetzen«. Zudem solle sie angesichts der Coronakrise »mit viel Nachdruck den Vorschlag des UN-Generalsekretärs nach einem weltweiten Waffenstillstand unterstützen«. Die »Mega-Herausforderungen« Klima- und Coronakrise zeigten mehr denn je, wie wichtig internationale Zusammenarbeit sei.