nd-aktuell.de / 02.07.2020 / Politik / Seite 3

Standortvorteil Billiglöhne

Die Montageindustrie an der Grenze Mexiko-USA

An der Grenze zu den USA haben sich auf mexikanischer Seite in den vergangenen Jahrzehnten große Industrieparks angesiedelt. Hier lassen Weltmarktunternehmen produzieren. Diese nutzen den direkten Zugang zur Infrastruktur der USA, um Einzelteile anzuliefern und Waren termingerecht um den Erdball zu verschicken. Gleichzeitig verfügen sie in den mexikanischen Grenzstädten über billige Arbeiterheere. Denn unzählige Menschen aus den südlichen Bundesstaaten ziehen hier her oder stranden beim Versuch, in die USA zu migrieren, an der hochmilitarisierten Grenze.

Allein in Ciudad Juárez sind knapp 300 000 Menschen, ein Viertel der Stadtbevölkerung, in rund 300 sogenannten Maquilas (Billiglohnfabriken) angestellt, die an der Grenze in Schichtarbeit Elektronik für Autoindustrie, Medizin und Robotertechnik zusammensetzen. Während kleinere Betriebe mehrere Hundert Angestellte haben, arbeiten in den größten Werken ein paar Tausend Menschen unter derselben Klimaanlage.

Die mexikanische Regierung kurbelte zeitgleich mit den USA die Wirtschaft am 1. Juni wieder an. Und dies, obwohl die industriellen Ballungsräume im Land wie Tijuana, Ciudad Juárez und der Bundesstaat México die höchsten Covid-19-Todesraten vorweisen und die Corona-Infektionskurve weiter in die Höhe schnellt. So schwankt die Sterblichkeitsrate für Covid-19 in Ciudad Juárez zwischen 20 und 25 Prozent, während sich die US-amerikanische Zwillingsstadt El Paso um die Zwei-Prozent-Marke bewegt.

Trotz des hohen Infektionsgeschehens wurde die Gesundheitsampel auch in Ciudad Juárez von Rot auf Orange geschaltet und der Beginn einer »Neuen Realität« ausgerufen. Dies bedeutet vor allem die Wiederaufnahme wirtschaftlicher Aktivitäten bei Einhaltung von Abstandsregeln, Mundschutzpflicht und der Begrenzung der Personenzahl in öffentlichen Verkehrsmitteln, Betrieben, Geschäften und Restaurants.

Am 1. Juli ist das Nachfolgeabkommen (USMCA) des NAFTA-Freihandelsabkommens von 1994 zwischen den USA, Kanada und Mexiko in Kraft getreten. Es umfasst neue Regelungen für die in der Montageindustrie an der Grenze vorherrschende Autoindustrie. Die Demokratische Partei der USA konnte aus der Opposition heraus höhere Standards bei Arbeitsrechten und Umweltschutz als im Vorgängervertrag durchsetzen. kze