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Ordentlicher Sport, aber wenige Fans

In Berlin wird wieder Tennis vor Zuschauern geboten. Ob die wegen Corona oder der teuren Kartenpreise fernbleiben, ist ungewiss

  • Robert Semmler
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Tennis-Neustart in Berlin ist geglückt - wenn auch vor allem aus hygienischer Sicht. Denn ein paar Fans mehr hätte der Auftakt im Steffi-Graf-Stadion allemal verdient gehabt. Turnierdirektorin Barbara Rittner stellte am Montag beim ersten der beiden Berliner Show-Events dennoch erleichtert fest: »Es ist ein Anfang. Bisher - toi, toi, toi - läuft’s gut.«

Von den erlaubten 800 Zuschauern, die allerdings für ein Ticket zwischen 120 und 150 Euro zahlen mussten - hatten zunächst nur wenige den Weg auf die herrlich gelegene Traditionsanlage im Grunewald gefunden. Dabei bot das mittägliche erste Viertelfinale, das Deutschlands Nummer zwei Jan-Lennard Struff knapp mit 3:6, 6:3, 7:10 gegen den Spanier Roberto Bautista Agut verlor, ansehnliches Rasentennis. »Diese Matches zu diesem Zeitpunkt sind enorm wichtig, um zu sehen, wo man steht«, sagte Struff. Die Chance zum Berlin-Bummel vor dem nächsten Turnier Ende der Woche in einem Hangar des Flughafens Tempelhof ab Freitag hat er nun aber auch nicht, denn es geht nur zwischen Anlage und Hotel hin und her.

Pech hatte Julia Görges, sie knickte im Match gegen Anastasija Sevastova aus Lettland um und musste beim Stand von 3:6, 3:4 aufgeben. Außerdem kehrte am Montag noch der 42-jährige Tommy Haas im Generationenduell gegen das 18 Jahre junge Talent Jannik Sinner aus Italien (nach Redaktionsschluss) kurzzeitig aus dem Tennis-Ruhestand zurück. Zum Abschluss war die Partie zwischen Andrea Petkovic und der zweimaligen Wimbledonsiegerin Petra Kvitova aus Tschechien angesetzt. Das Spitzenquartett um den Weltranglistendritten Dominic Thiem greift erst im Halbfinale an diesem Dienstag ein. Dann trifft der Italiener Matteo Berrettini auf Bautista Agut, bei den Frauen greifen die Ukrainerin Jelina Switolina und die Niederländerin Kiki Bertens ein.

Ob sie dann mehr Zuschauer anlocken, muss sich zeigen. Der Hamburger Alexander Zverev, laut Rittner »unser Zugpferd«, hatte ebenso wie der Australier Nick Kyrgios abgesagt. Rittner stellte fest, dass es vielleicht auch ganz gut sei, dass nach all der Kritik wegen Zverevs Teilnahme an der umstrittenen Adria-Tour und unangemessenen Partybildern nun Ruhe um den deutschen Star einkehre. Zu kritischen Kommentaren von Kyrgios in sozialen Netzwerken bemerkte Thiem am Montag: »Gewisse Meinungen aus Australien sind sehr entbehrlich, glaube ich.«

In Berlin mussten alle Besucher am Eingang Fieber messen lassen und durch einen Desinfektionsnebel hindurch gehen. Bis zum Erreichen des Platzes war es Pflicht, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, maximal zwei Personen durften nebeneinander sitzen. Auf dem Platz befanden sich nur vier Ballkinder mit Masken und Handschuhen, aber keine Linienrichter. Dafür ertönten bei Aufschlägen und Bällen, die im Aus landeten, »Hooo«- und »Out«-Rufe aus den Lautsprechern. Die Profis irritierte all dies nicht. »Die brennen alle darauf, die sind ewig nicht im Wettkampf gewesen«, sagte Rittner.

Struff sprach von Motivationslosigkeit zu Beginn der Corona-Krise, nun will der Sauerländer auf jeden Fall die US Open spielen, falls das Grand-Slam-Turnier ab dem 31. August tatsächlich in New York City stattfinden sollte. Das ist aus Sicht des Österreichers Thiem aber keinesfalls sicher: »Das Ganze steht auf sehr wackeligen Beinen.« dpa/nd

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