nd-aktuell.de / 23.07.2020 / Politik / Seite 3

Feiertag St. Jordi

Der umsatzstärkste Tag des Buchhandels in Katalonien ist normalerweise der 23. April. Am Tag des Sant Jordi, des Schutzpatrons von Katalonien, schenkt man sich in Barcelona - wie in ganz Katalonien - eine Rose oder ein Buch oder beides. Nicht nur Paare untereinander, sondern auch unter Freund*innen. Wegen der Coronakrise wurde der Tag 2020 auf den 23. Juli verlegt. Der Plan wird nur teilweise aufgehen, denn in Barcelona und Katalonien steigen die Infiziertenzahlen wieder an. St. Jordi findet zwar statt, aber nur eingeschränkt. Auf dem Prachtboulevard Passeig de Gràcia, normalerweise die Hauptverkaufsmeile mit Bücherstand an Bücherstand, wurde St. Jordi abgesagt. Vor den Buchhandlungen und den Blumenläden der Stadt bleiben der Verkauf und das Signieren durch die Autor*innen unter Wahrung der Coronaregeln erlaubt.

Am 17. Juli verfügte die katalanische Regionalregierung angesichts des Wiederanstiegs der Corona-Infektionen für die Bewohner*innen von Barcelona und einiger Vororte erneut strenge Ausgangsbeschränkungen. Sie seien aufgerufen, ihr Zuhause nur in dringend erforderlichen Fällen zu verlassen, sagte Regierungssprecherin Meritxell Budó. Die Maßnahmen gelten zunächst für die kommenden 15 Tage. Betroffen sind etwa vier Millionen Menschen. Insgesamt leben in Katalonien 7,5 Millionen. Eine Ausgangssperre gibt es vorerst nicht. Jedoch wurden vorsorglich Kinos, Theater und Diskotheken wieder geschlossen, Bars und Restaurants dürfen nur noch halb so viele Gäste aufnehmen wie sonst. Besuche in Pflegeheimen wurden ebenso wieder verboten wie Versammlungen mit mehr als zehn Teilnehmer*innen. Geschäfte mit nicht lebensnotwendigen Waren dürfen Kunden nur noch nach vorheriger Terminabsprache empfangen.

Der neue Direktor für Gesundheit in Katalonien, der Epidemiologe Josep Maria Argimón, hat derweil angekündigt, die Testkapazität nach oben zu fahren. Statt bisher 8000 täglichen PCR-Tests sollen in Kürze 30 000 verfügbar sein. Die Verdreifachung der Fallzahlen allein in Barcelona ist Warnung genug. Am Mittwoch wurden in Katalonien 721 neue Corona-Fälle gemeldet, am Tag zuvor waren es 590. Rund zwei Drittel entfallen auf den Großraum Barcelona. ml