Immer wieder Ersatzbus

Die Straßenbahnlinie M10 setzt in Friedrichshain erneut über zwei Monate aus

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

»Partytram« wird sie gern genannt, die Straßenbahnlinie M10, die vom U-Bahnhof Warschauer Straße über Prenzlauer Berg bis zum Hauptbahnhof führt. Dabei wäre Baustellentram wohl der passendere Ausdruck. Seit Montag und noch bis 10. Oktober fahren zwischen der Kreuzung Landsberger Allee/Petersburger Straße und dem U-Bahnhof Warschauer Straße Busse statt Bahnen.

Mal wieder. Denn bereits im vergangenen Jahr war der gleiche Abschnitt für zwei Monate von Oktober bis Dezember außer Betrieb. In der Warschauer Straße wurden Gleise erneuert, und die Strecke der Linie 21 in der Boxhagener Straße wurde quasi neu gebaut, nun mit barrierefreien Haltestellen. Diese Linie war sogar seit Juli gesperrt - für fünf Monate. Und natürlich ist auch diesmal die 21 unterbrochen - zwischen Bersarinplatz und dem S-Bahnhof Rummelsburg fahren Busse.

Bereits in der ersten Jahreshälfte war die M10 für zwei Monate im Kreuzungsbereich Landsberger Allee unterbrochen. Bei der aktuellen Sperrung geht es um die Kreuzung am Frankfurter Tor. Seit Jahren schleichen die Züge in Richtung Warschauer Straße mit einem Maximaltempo von zehn Kilometern pro Stunde über die Magistrale.

Baustelle wurde nicht genehmigt

Hier musste schon lange dringend etwas geschehen. Eigentlich hätte das gleichzeitig mit den Bauarbeiten im vergangenen Jahr passieren sollen. »Die Baumaßnahme war bereits im Vorjahr mit der Verkehrslenkung Berlin vorabgestimmt, wurde dann aber wegen paralleler Baumaßnahmen der BVG und der S-Bahn nicht angeordnet«, teilt ein Sprecher der Berliner Verkehrsbetriebe auf nd-Anfrage mit. Einen Monat lang, von November bis Dezember, war der Berliner Nordosten S-Bahnfreie Zone, zwischen Ostbahnhof, Lichtenberg und darüber hinaus fuhren S5, S7 und S75 nicht, um neue Signal- und Stellwerkstechnik in Betrieb zu nehmen. Um die U5 zu entlasten, wurde eine Ersatzbuslinie vom S- und U-Bahnhof Frankfurter Allee zum Ostbahnhof eingerichtet, die allerdings praktisch kaum genutzt worden ist. Weil der Ersatzverkehr auch über das Frankfurter Tor führte, wurden die Straßenbahnbauarbeiten nicht genehmigt.

»In der Stadt muss es endlich ein Bewusstsein geben, das Baumaßnahmen auf der Schiene schnell abgewickelt werden müssen«, fordert Jens Wieseke, stellvertretender Vorsitzender des Berliner Fahrgastverbands Igeb auf nd-Anfrage. »Die Koordination der Baumaßnahmen bei den schienengebundenen Verkehrsmitteln und darüber hinaus muss besser werden«, so der Fahrgastvertreter.

Nicht nur die Nahverkehrsfahrgäste, auch die Autofahrer haben deswegen ihr Päckchen zu tragen. Seit 2. Oktober 2019 ist auf der Frankfurter Allee stadteinwärts im Kreuzungsbereich ebenfalls eine Spur gesperrt. Angeordnet hatte dies das Straßen- und Grünflächenamt Friedrichshain-Kreuzberg aufgrund seiner »Verkehrssicherungspflicht«, wie das Amt auf eine Anfrage der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus antwortete. In dem Bereich seien »die Gleise der Straßenbahn und somit auch die Fahrbahn versackt. Der dadurch entstandene Höhenunterschied ist über zehn Zentimeter groß und stellt eine akute Gefahrenstelle dar«, heißt es weiter. Dort ist auch zu erfahren, dass bereits seit März 2019 die Arbeiten vorbereitet worden sind.

Beschwerlich bleibt es diese Woche auch für S-Bahnnutzer. Zwischen Ostbahnhof und Alexanderplatz fahren noch bis Sonntagnacht keine Züge. Es besteht Ersatzverkehr mit Bussen. Sowohl auf der Westseite des Ostbahnhofs als auch auf der Ostseite des Bahnhofs Alexanderplatz werden Weichen erneuert.

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