Kampf um die Normalarbeitswoche

Simon Poelchau über die Diskussion um die Vier-Tage-Woche

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.
Man kann vermutlich zu jedem Wirtschaftsthema irgendwo ein passendes Zitat von Karl Marx finden. Bei der Diskussion um die Vier-Tage-Woche fällt es einem aber sicherlich besonders leicht. Schließlich gibt es wenige Themen, bei denen der Interessenwiderspruch zwischen Unternehmern und Angestellten so deutlich zu Tage tritt. So ist es wenig verwunderlich, dass Arbeitgeberlobbyist Steffen Kampeter die Idee der Arbeitszeitverkürzung gleich als Teufelzeug brandmarkte, nachdem nicht nur Katja Kipping, sondern auch IG Metall-Chef Jörg Hofmann sich vorsichtig für sie aussprach.

Wenn es um die Arbeitszeit geht, geht es nach Marx immer um die unbezahlte Mehrarbeit, die die Angestellten leisten, und die die einzige Quelle von Profit ist. Während die Angestellten weniger arbeiten wollen für ihren Lohn, wollen die Chefs mehr Arbeitskraft für ihr Kapital.So einfach ist das. Es ist also logisch, wenn Kampeter nun behauptet, wir müssten jetzt alle mehr arbeiten, um die Coronakrise zu überwinden.

Marx widmete diesem Widerspruch den dritten Abschnitt im »Kapital«. Er zeigte auf, dass ewig umkämpft war, wie lang ein normaler Arbeitstag sein soll. Heute wird um die Normalarbeitswoche gekämpft. Die Zeiten haben sich also nicht sehr verändert. Es gibt ja noch immer den Kapitalismus.

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