nd-aktuell.de / 04.09.2020 / Sport / Seite 16

Sprühen, sprühen, nochmals sprühen

Die Tour de France ist im Desinfizierfieber. Ein Extra-Team säubert den Zielbereich und Fans

Tom Mustroph

Die Tour de France war schon länger eine Hygieneblase. Die Vermeidung von Infektionskrankheiten gehörte zum Geschäft wie ausgefeilte Trainingspläne für die Stars und robuste Pneus auch für Kopfsteinpflaster. Bereits seit vier Jahren desinfiziert der Rennstall Jumbo Visma etwa die Hotelzimmer, bevor die Radprofis dort ihre Rollkoffer abstellen. Die Mikrobenjagd wurde einst von Team Sky eingeführt, auch für die meisten anderen Teams gehört es nun zur Standardausrüstung. »Desinfektionsgels hatten wir schon früher dabei. Da ändern jetzt auch die Hygieneregeln wegen Covid-19 wenig«, meint Jan-Niklas Droste, Teamarzt bei Bora-hansgrohe. Die innerste Hygieneblase im Blasenarchipel der Tour de France war also schon länger ziemlich rein.

Höhere Reinheitsgrade sollen in diesem Jahr allerdings auch alle Menschen ringsum erreichen. Beim in diesem Jahr massiv angestiegenen Gebrauch von Handdesinfektionsmitteln im Alltag aufgrund der Corona-Pandemie will die Tour de France nicht abseits stehen. Sie hat sogar eine ganz neue Equipe für die Mikrobenjagd aufgestellt. Zu ihr gehört Arnaud. »Wir sind vier Kollegen hier. Wir tragen auf dem Rücken einen Behälter, der drei Liter Desinfektionsgel enthält. Damit sind wir in der zone technique unterwegs, bei all den Medienanstalten. Wir gehen vor allem aber raus an die Strecke. Jeder, der möchte, kann sich die Hände desinfizieren. Das ist unser Beitrag«, erzählt Arnaud und gibt dabei auch gleich etwas von der Flüssigkeit aus seinem Tornister ab.

Arnaud arbeitet eigentlich im Marketingsektor für eine Hotelkette. »Aber dort ist gerade wegen Corona nur wenig zu tun. Deshalb freue ich mich über diesen Job bei der Tour«, erzählt er. Die gesamten drei Wochen will er dabei sein, immer am Etappenziel. Wie es danach weitergeht in der Reisebranche, weiß er natürlich auch noch nicht. Deshalb lautet das Motto: Sprühen, sprühen, nochmals sprühen - auch in der Hoffnung, dass wenigstens die Tour de France nach Paris kommt.

Ein weiterer Anti-Corona-Service der Tour de France besteht im Verteilen von Masken. Auch dafür wurde extra eine Crew gegründet. Von Tag zu Tag nehmen daher die Masken mit Tour-de-France-Logo am Rande der Strecke zu. Neue Werbemöglichkeiten durch Corona. Das mobile Coronavirus-Testlabor, das die Tour ebenfalls betreibt, ist allerdings nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Hier wird nur die Blase in der Blase, also die Rennfahrer und ihre Betreuer, auf den Grad einer Infektion untersucht.