nd-aktuell.de / 21.09.2020 / Brandenburg / Seite 11

Regen fehlt, flächendeckend und ergiebig

Nicht nur die Landwirte bringt das trockene, heiße Klima zur Verzweiflung - es wächst die Sorge um die Gewässer und das Trinkwasser

Tomas Morgenstern

In der ersten Septemberhälfte war in Brandenburg die Maisernte in vollem Gange. Und wie schon in der gesamten Erntesaison zeugen hohe Staubfahnen über den Feldern von extrem trockenen Böden und drohender Bodenerosion infolge fehlender Niederschläge.

Auf 229 200 Hektar wurde in diesem Jahr Mais angebaut - nach vorläufigen Angaben des statistischen Landesamtes etwas mehr als 2019. Noch lässt sich nichts über die zu erwartenden Erträge sagen. Bei weitem nicht überall stehen die Pflanzen stattlich und hoch. Mancherorts ließ sich, wie im August in der Uckermark, beobachten, dass Maisschläge aufwendig bewässert wurden.

»Mais ist besser als sein Ruf«, erklärte dieser Tage Landesbauernpräsident Henrik Wendorff. Die Mark sei für den Anbau der Futter- und Energiepflanze geradezu prädestiniert, komme sie doch mit geringen Niederschlagsmengen und wenig Pflanzenschutzmitteln aus. Zugleich sichere sie vergleichsweise stabile Erträge. Allerdings, sagt Wendorff, bereite der Maisanbau auch Probleme, da er im Frühjahr und im Herbst die Bodenerosion begünstige.

Für Optimismus hatten die Niederschläge Ende August gesorgt, zumal die zuvor abgeschlossene Getreideernte vergleichsweise gut ausgefallen war. Sie hatte leicht über dem fünfjährigen Mittel gelegen, was aber die letzten beiden Dürresommer einschließt. Und so hatte der Bauernverband im August gemahnt: »Wenn auf den sandigen Brandenburger Böden weiterhin hochwertige Kulturen, insbesondere auch Obst und Gemüse angebaut werden sollen, wird es in Zukunft nicht ohne Beregnung gehen.«

Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes war Berlin-Brandenburg im Sommer 2020 die wärmste, trockenste und sonnigste Region Deutschlands. Zwischen Juni und August fielen in Berlin 135 Liter Regen auf den Quadratmeter (im langjährigen Durchschnitt 182), in Brandenburg 155 Liter (sonst im Schnitt 177). Nachdem sich Ende August durch flächendeckende Niederschläge die Niedrigwassersituation zu entspannen schien, blieben weitere ergiebige Niederschläge aus. Darauf machte vor wenigen Tagen das Agrarministerium aufmerksam. »Durch die erneute sehr trockene und warme Witterung herrschen in den Einzugsgebieten von Spree und Schwarzer Elster weiterhin extreme Niedrigwasserverhältnisse«, heißt es in einer Mitteilung, die auf der Lageeinschätzung der Ad-hoc-Arbeitsgruppe »Extremsituation« fußt. Dort wachen Experten aus Brandenburg, Sachsen und Berlin über das Management der äußert knapp zur Verfügung stehenden Wasserressourcen in Talsperren und Rückhaltebecken der Lausitz, um - wie vertraglich zwischen den drei Ländern vereinbart - vor allem Spree und Elster am Fließen zu halten.

Bei der Schwarzen Elster ist inzwischen der Abschnitt zwischen Neuwiese und Kleinkoschen abermals trockengefallen. In Senftenberg wird der Fluss aus der Grubenwasserreinigungsanlage Rainitza gespeist.

Sorgen bereitet auch die Spree, da sich vor allem »die Niedrigwassersituation im Oberlauf der Spree und in den sächsischen Zuflüssen« nach kurzzeitiger Entspannung Anfang September wieder deutlich verschlechtert. Die Talsperre Bautzen und das Speicherbecken Bärwalde, beide in Sachsen, seien nur noch zu 39 beziehungsweise 25 Prozent gefüllt - die Talsperre Quitzdorf fällt für die aktive Bewirtschaftung sogar aus. Und auch die Abflüsse der Talsperre Spremberg zur Stützung der Spree müssen wegen sinkender Pegelstände niedrig gehalten werden.

Mit dem Rückgriff auf Wasserreserven aus dem Braunkohlerevier nimmt die von den Flüssen mitgeführte Sulfatlast zu. Dies rückt die Sorge um das Trinkwasser stärker in den Fokus. Am Pegel der Spree bei Neubrück und damit am Wasserwerk Briesen wurde der vereinbarte Sulfatgehalt inzwischen zum 38. Mal in diesem Jahr überschritten. Das Wasserwerk versorgt Frankfurt (Oder) und Umgebung mit Trinkwasser. Da es aus der »Grundwasseranreicherung mit Spreewasser, Grundwasser und Uferfiltrat« gemischt wird, werde der in der Trinkwasserverordnung vorgeschriebene Grenzwert eingehalten, versicherten Umwelt- und Wirtschaftsministerium am Donnerstag. Das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe prüfe Maßnahmen zur Sicherung der Trinkwasserqualität.