nd-aktuell.de / 26.09.2020 / Kultur / Seite 8

Fluch und Segen

Personalie: Christine Strobl wird im Mai 2021 neue ARD-Programmdirektorin

Inga Dreyer

Es ist plump und unfair, Frauen auf ihre Rolle als Gattinnen und Töchter zu reduzieren. Bei Christine Strobl wäre das nur mit großen Verrenkungen möglich - denn dazu ist ihre Karriere zu imposant. Wie diese Woche bekannt wurde, wird die 49-Jährige im Mai 2021 neue ARD-Programmdirektorin.

Ihre Familie ist trotzdem ein Thema. Denn Strobl, selbst CDU-Mitglied, ist Tochter von Wolfgang Schäuble und Ehefrau des baden-württembergischen Innenministers Thomas Strobl (CDU). Die Frage liegt nah, ob und wie ihre politische Heimat ihre zukünftige Aufgabe beeinflussen wird. Sie selbst bezeichnete ihre politische Haltung als etwas Persönliches: »Die hat im Job nichts zu suchen«, sagte Strobl laut »Zapp«, dem NDR-Medienmagazin, beim ARD-Pressegespräch.

Als Politikertochter aufgewachsen zu sein, bezeichnete sie 2012 im Interview mit der »Zeit« als »Fluch und Segen zugleich«. Sie habe Zeitgeschichte miterlebt und interessante Menschen kennengelernt. »Es schadet aber auch. Das darf man nicht unterschätzen.« Damals war sie gerade Geschäftsführerin der Degeto geworden, über die die ARD fiktionale Programminhalte einkauft und Filme produzieren lässt. Das Unternehmen ist zu großen Teilen dafür verantwortlich, was im Ersten läuft. Strobl stieß bei der Degeto einige Veränderungen an. Zum Beispiel habe sie maßgeblich dazu beigetragen, dass der Quotenhit »Babylon Berlin« durch eine Kooperation mit dem Bezahlsender Sky realisiert werden konnte, hieß es bei der ARD.

Als Programmdirektorin folgt sie auf Volker Herres, der den Posten vorzeitig verlässt. Strobl wird das Programm des Ersten sowie die ARD-Mediathek verantworten und sitzt der neu beauftragten Videoprogrammkonferenz vor. Ihr Gebiet wird der große Rahmen des Programms sein - vor allem in Bezug auf fiktionale Inhalte. Für Journalistisches hat die ARD einen eigenen Chefredakteur. Wie »Zapp« berichtet, habe Strobl um journalistische Formate bisher einen großen Bogen gemacht - und stattdessen beispielsweise im SWR den »Tigerenten-Club« neu aufgesetzt.