nd-aktuell.de / 30.09.2020 / Brandenburg / Seite 13

Hauptzollamt zieht in alte Lokhalle

Durch Sanierung soll Platz für rund 500 Mitarbeiter geschaffen werden

Die historische Lokhalle in Babelsberg wird neuer Sitz des Hauptzollamtes Potsdam. Das haben Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und Eigentümer Jürgen Wowra am Dienstag bekannt gegeben. Nach Abschluss der Renovierung wird das Hauptzollamt mit zunächst etwa 500 Mitarbeitern einziehen und perspektivisch bis zu 540 Arbeitsplätze in die Stadt bringen, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Aufgrund der vorhandenen Erweiterungsmöglichkeiten der Büroflächen könne sogar noch eine größere Anzahl von Arbeitsplätzen geschaffen werden.

»Die ehemalige Lokhalle, wegen ihrer Bauweise auch Lokzirkus genannt, findet nach Jahrzehnten des Verfalls nun eine neue Nutzung und wird denkmalgerecht saniert«, freute sich Oberbürgermeister Schubert. »Wo einst Lokomotiven hergestellt und gewartet worden sind und in den vergangenen Jahren unter anderem Filme gedreht wurden, entsteht nun ein moderner Bürostandort.«

Jürgen Wowra hatte die Immobilie 2016 erworben - »kurz vor dem Abriss des maroden Industriedenkmals«, wie er sagte. Man habe in einer »für ein solches Projekt nötigen, langen Vorbereitungszeit nun endgültige Übereinstimmung mit dem zukünftigen Nutzer erreicht«. Nun hoffe man auf ein zügiges Baugenehmigungsverfahren, damit das Hauptzollamt 2023 einziehen könne.

Zollamtsleiter Tim Bretschneider äußerte, er freue sich darauf, dieses einzigartige Gebäude ab 2023 als Dienstsitz für den Zoll in Potsdam nutzen zu können. Auf 16 000 Quadratmetern werde man optimale Arbeitsbedingungen haben und es werde hier wieder möglich sein, alle Einheiten des Hauptzollamts in einem Gebäude zusammenzuführen. Hervorzuheben sei auch die verkehrsgünstige Lage in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Potsdam-Medienstadt Babelsberg.

Die Lokhalle wurde in den Jahren 1899 und 1900 für den Fabrikanten Benno Orenstein an der Wetzlarer Straße erbaut. Sie ist sechseckig und hat ein Kuppeldach mit einer Spannweite von 48 Metern. Diese Halle erlaubte es, immer größere Lokomotiven zu bauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier Lokomotiven als Reparationsleistungen für die Sowjetunion hergestellt. 1948 begann die Zeit des volkseigenen Betriebs VEB Lokomotivbau »Karl Marx«. Dieser fertigte zunächst Dampflokomotiven, später bis 1976 Dieselloks. 2007 wurden in der Halle Szenen des Films »The International« gedreht. Danach stand das Gebäude wieder leer und verfiel zusehends.nd