nd-aktuell.de / 05.10.2020 / Kommentare / Seite 8

Konkurrentin

Italienerin Giorgia Meloni steht an der Spitze der rechten Europapartei

Anna Maldini, Rom

Die US-amerikanische Johns-Hopkins-Universität hat Giorgia Meloni, die jetzt Vorsitzende der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) im Europaparlament ist, bereits vor Jahren als Faschistin charakterisiert. 1977 in Rom geboren, hat Meloni ihre gesamte politische Karriere in rechten, rechtsextremen und neofaschistischen Gruppen und Parteien verbracht. Von 2008 bis 2011 war sie unter Silvio Berlusconi Ministerin für Jugendfragen. Im Dezember 2012 gründete sie ihre eigene Partei »Fratelli d’Italia«, was wörtlich »Brüder Italiens« bedeutet und die ersten Worte der italienischen Nationalhymne wiedergibt. Nationalistischen Rechtsextremisten, denen Berlusconi zu moderat war, gab Meloni eine neue politische Heimat. Matteo Salvini und seine rechtspolitische Lega sind für sie zwar Bündnispartner, aber immer mehr auch Konkurrenten.

Wenn man sie fragt, ob sie sich als Faschistin sieht, sagt sie genervt, dass man endlich »mit dieser Geschichte von Faschisten und Antifaschisten aufhören muss«. Ihre Vorbilder seien Ronald Reagan und der polnische Papst Johannes Paul II. Ihre Feindbilder hingegen sind Migranten und Homosexuelle, die ihrer Meinung nach nicht diskriminiert werden, sondern die »Jugendlichen zu einer abweichenden Interpretation ihrer Sexualität anstiften«. Sie ist gegen Abtreibung, gegen die Verbreitung von Gender-Theorien, und sie hält die Familie hoch, die ihrer Meinung nach aus Mutter, Vater und Kind zu bestehen hat. Daran ändert auch nichts, dass sie selbst von ihrem Mann getrennt lebt und ihre Tochter mit einem anderen gezeugt hat.

International ist Melonis Partei mit allen rechtsextremen und ultrakonservativen Gruppen verbündet. In Europa orientiert sie sich an der Französin Marie Le Pen und Ungarns Premier Viktor Orbán. Würde in Italien morgen gewählt werden, könnten die Fratelli laut Umfragen bis zu zwölf Prozent der Stimmen holen.