Runter von der Bremse

Standpunkt

  • Lesedauer: 2 Min.

Es war zwar reiner Zufall, dass am Mittwoch, als EU-Forscher den bislang wärmsten September seit Beginn der Wetteraufzeichnung vermeldeten, bekannt wurde, dass das Europaparlament ein höheres Klimaziel bis 2030 fordert. Doch es gibt einen klaren Zusammenhang: Eine Mitte-Links-Mehrheit der Parlamentarier nimmt die ständigen Warnmeldungen zum Klimawandel erheblich ernster, als es die EU-Kommission und vor allem einige der Mitgliedstaaten tun.

Dabei sind die 60 Prozent ein eigentlich notwendiger Zwischenschritt, um das entscheidende Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreichen zu können. Technisch umsetzbar wäre die Vorgabe trotz bisheriger Versäumnisse, letztlich ist es eine Frage des politischen Willens. Genau da hapert es: Vor allem die Lobbys der alten fossilen Industrien versuchen alles, um klimapolitische Maßnahmen zu torpedieren oder zumindest in die Länge zu ziehen. Ihr Einfluss ist in vielen Ländern nach wie vor groß, auch wenn in wichtigen Teilen der Wirtschaft ein Umdenken in dieser Frage eingesetzt hat. Die Klimakatstrophe verhagelt eben erst recht die Geschäfte, und die Kosten wären kaum zu stemmen.

Darauf zu vertrauen, dass es der Markt irgendwann schon richtet, ist natürlich erst recht falsch. Entscheidend wird sein, ob die Politik doch noch den Schalter umlegt und die Maßnahmen in die Wege leitet, die in vielen Schubladen längst zu finden sind. Aus diesem Grund ist die Entscheidung des Europaparlaments höher zu bewerten, als es auf den ersten Blick erscheinen mag: Es ist ein klares Signal, dass es entgegen aller Lobby-Behauptungen in der EU eine Mehrheit dafür gibt, den Fuß von der klimapolitischen Bremse zu nehmen. Damit wenigstens in einigen Jahrzehnten die Zeit der ständig neuen Temperaturrekorde zu Ende geht.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal