nd-aktuell.de / 09.10.2020 / Politik / Seite 8

»Kein Thema«

Petra De Sutter ist die erste offen transgeschlechtliche Ministerin Europas

Birthe Berghöfer

»Ich bin stolz darauf, dass in Belgien und den meisten EU-Ländern meine Geschlechtsidentität mich nicht als Person definiert und kein Thema ist«, twitterte die belgische Politikerin Petra De Sutter kurz nach ihrer Vereidigung als Ministerin für den öffentlichen Dienst. Die 57-Jährige bekleidet seit dem 1. Oktober zudem das Amt als Vizechefin der Regierung Alexander De Croos.

Dabei begann De Sutters politische Karriere erst vor sechs Jahren: Die Gynäkologin und Professorin für Reproduktionsmedizin erhielt 2014 über die Liste der flämischen Grünen einen Sitz im Senat. Bereits damals war sie die erste offen transgeschlechtliche Frau auf einer Wahlliste und wirkte später auch an progressiven Gesetzesänderungen mit, wie etwa der Modernisierung des Transsexuellenrechts. 2019 wurde sie Abgeordnete im Europäischen Parlament, dessen Mandat sie Ende September jedoch aufgab.

Über ihre Transition, wie der offizielle Wechsel des Geschlechts genannt wird, schrieb sie vor wenigen Jahren ein Buch. Es sei ihr wichtig, nicht auf ihren Transhintergrund reduziert zu werden, sagt De Sutter im Gespräch mit dem Portal »Sisters of Europe«. Dieser sei schließlich nur ein Teil ihrer Identität. »Ich möchte, dass die Leute wegen meiner Arbeit, wegen meiner politischen Handlungen über mich sprechen«. Medienangaben zufolge sei dies in Belgien auch nie ein Problem gewesen.

Dennoch wird die Grünen-Politikerin auch Zielscheibe transfeindlicher Angriffe. Erst vor wenigen Tagen schrieb der Abgeordnete Bart Claes von der rechtsextremen Partei »Vlaams Belang« auf Facebook, De Sutter sei die »Personifizierung des kulturellen Marxismus«, die »alle Eckpfeiler der westlichen Zivilisation zerstören und ersetzen« wolle. Eine Verbalattacke, die landesweit für Empörung sorgte.

Auch wenn ihre Geschlechtsidentität kein Thema sein sollte, hofft De Sutter, dass ihre Ernennung zur Ministerin eine »Debatte in Ländern auslösen kann, in denen dies noch nicht der Fall ist.«