nd-aktuell.de / 13.10.2020 / Kultur / Seite 34

Analyse und Anklage

Antifeminismus und die Ethnisierung von Gewalt

Sophie Luisa

Feminismus ist eine sehr gute Sache«, heißt es eingangs, worauf sogleich die Begründung folgt: »In der anzustrebenden feministischen Gesellschaft gibt es keine Diskriminierung, keine einengenden Zuschreibungen, keine Ausbeutung und keine Unterdrückung.« Alle bräuchten weniger zu arbeiten, Macht und Verantwortung wären gerecht untereinander aufgeteilt, es gäbe weniger Gewalt und Armut, mehr Selbstbestimmung und Freiheit. Eine Utopie, die zu erfüllen anstrebenswert erscheint.

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Autor*innenkollektiv Fe.In (Hg.): Frauen*Rechte und Frauen*Hass. Antifeminismus und die Ethnisierung von Gewalt.[1]
Verbrecher-Verlag, 220 S., br., 15 €.

Leider jedoch gibt es immer noch einflussreiche gesellschaftliche Kräfte, die dies zu verhindern versuchen, die Erfolge der feministischen Bewegung zurückdrehen wollen, mehr noch: generell alle im Laufe der vergangenen 100 Jahre erkämpften Frauenrechte und am liebsten 200 Jahre Menschenrechte gleich mit tilgen möchten. Es gibt auch hierzulande noch viele Machos, die Frauen* für nicht gleichwertig halten und Menschen mit anderen, nicht binären Geschlechtsidentitäten erst recht. Sie finden sich nicht nur unter Erzkonservativen und strammen Rechtsradikalen, sondern auch in der sogenannten gesellschaftliche Mitte und am Stammtisch in der Kneipe nebenan.

Das von einem Autor*innenkollektiv herausgegebene faktenreiche Buch ist Analyse und Anklage zugleich. Der Bogen hier diskutierter Probleme spannt sich von Femiziden und »häuslicher« Gewalt über die mörderische Sexualmoral der Gruppe Ludwig und den Antifeminismus Breiviks, von Köln über Kandel und Chemnitz bis zu den demagogischen Frauenmärschen von AfD & Co. sowie 120db, »eine gescheiterte Mobilisierung«. Wie jedoch die Utopie einer queerfeministischen Gesellschaft konkret erreicht wird, da bleiben noch viele Fragen offen.

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