nd-aktuell.de / 30.10.2020 / nd-Commune / Seite 36

Kaiserstadt oder der scheue Waldmops

Zwei besondere Frauentagsfahrten führen auf historische und zoologisch seltene Spuren

Heidi Diehl

Noch grübeln die meisten darüber nach, was sie ihren Lieben zu Weihnachten schenken, da denken wir schon wieder an den Vorfrühling im kommenden Jahr. Dann nämlich laden wir, wie schon seit vielen Jahren eine gute Tradition, zu zwei Frauentagsfahrten ein. Vielleicht ist es ja für den einen oder anderen Mann ein gutes Weihnachtsgeschenk für seine Frau oder Freundin.

Vom 6. bis 9. März freuen sich nd-Leserreisenchef Frank Diekert und Reiseleiter Dr. Siegfried Wein darauf, Sie, liebe Leserinnen und natürlich auch Leser, in die Kaiserstadt Magdeburg und in den Harz begleiten zu dürfen. Dort werden Sie während einer Stadtführung am Ankunftstag einen Überblick über Sachsen-Anhalts Landeshaupt bekommen. Auf dem Besichtigungsprogramm stehen unter anderem das Kloster »Unser Lieben Frauen« - wie passend für den Tag -, das historische Rathaus und vor allem der Dom, in dem der Gründer des Heiligen Römischen Reiches, Otto der Große, und seine erste Ehefrau, Königin Editha, begraben wurden. Natürlich steht auch ein Besuch des farbenprächtigen Hundertwasserhauses auf dem Programm. Die »Grüne Zitadelle« ist das weltweit letzte und größte Werk des bekannten Künstlers. Der Abend klingt aus in der »Zwickmühle«, dem politisch-satirischen Kabarett der Extraklasse aus der Domstadt.

Nach einer entspannten Nacht in Ihrem Hotel »Maritim« mitten in der Magdeburger Altstadt, werden Sie am nächsten Vormittag im Puppentheater der Stadt erwartet, in dem sich die größte öffentliche Figurenspielsammlung Mitteldeutschlands im denkmalgeschützten Rayonhaus aus dem Jahr 1884 befindet. Mehr als 1200 Puppen und Objekte können bewundert und zum Teil auch selbst ausprobiert werden.

Im Anschluss geht die Fahrt nach Kleinmühlingen ins Radsportmuseum »Course de la Paix«. Sicher werden dort bei den meisten schöne Erinnerungen an die Friedensfahrt wach, an jene Zeit, als wir immer im Mai vor dem Fernseher, am Straßenrand oder im Stadion die Fahrer angefeuert und mitgefiebert haben. Museumsdirektor Horst Schäfer nimmt sich die Zeit, Sie durch die Räume zu führen und lädt Sie ein, anschließend bei Kaffee und Kuchen mit ihm ins Gespräch zu kommen. Ihm ist die Entstehung des Museums auch maßgeblich mit zu verdanken.

Wieder zurück in Magdeburg haben Sie Zeit für einen individuellen Stadtbummel, bevor es zum Abendessen an einen ganz besonderen Ort geht: Wo einst die Kirchenglocken zum Gottesdienst läuteten, werden Sie im Restaurant »Die Kirche« dinieren. Es ist das erste Restaurant in einem Kirchenschiff und besticht durch das individuelle Ambiente.

Den Frauentag, den dritten Tag der Reise, verbringen Sie im Harz. Die Rundfahrt führt über die Städte Quedlinburg, Gernrode, Bad Suderode, Friedrichsbrunn und Güntersberge. Dabei werden Sie viel Unterhaltsames erfahren. Wer schon immer mal wissen wollte, wie Holzkohle entsteht, der kann das im Köhlerei-museum in Hasselfelde sehen. Nach dem Mittagessen führt die Fahrt weiter zur Rappbodetalsperre mit dem beeindruckenden Blick auf die mit 458 Metern längste Hängebrücke Deutschlands. Sicher nicht jedermanns Sache, sie zu überqueren, vielleicht ist es doch besser, gemütlich im Kaffee zu sitzen und einen urigen Nachmittag mit dem Harzer Jodlermeister zu verbringen. Genau das werden Sie tun! Am Abend lässt dann Herr Firlefanz - der Puppenspieler Harald Preuß - die Puppen für Sie tanzen.

Bevor Sie am nächsten Tag wieder nach Hause fahren, gibt es aber noch einen Abstecher zum Abtshof in einer alten Brauerei, wo seit über 100 Jahren hochwertige Spirituosen hergestellt werden, darunter der grüne Absinth, der sonst nirgendwo in Deutschland produziert wird.

Bei der zweiten Tour darf ich Sie am 8. März nach Brandenburg/Havel begleiten, in jene Stadt, die nicht nur als die Wiege der Mark bezeichnet wird, sondern in der auch die Wiege Vicco von Bülows, besser bekannt als Loriot, stand. Auch 1972 war es ein 8. März, als der »Zoologe und Verhaltensforscher« den Fernsehzuschauern nach jahrelanger und intensiver Forschung erstmals von dem scheuen und gefährdeten Waldmops berichtete. »Als Herr des Waldes durchstreifte der Mops einst Europa zwischen Ural und Fichtelgebirge. Heute weiden nur noch wenige wilde Möpse in unbewohnten Waldungen Nordschwedens«, doziert er damals mit ernster Mine. Und weiter: »Ende des 16. Jahrhunderts galten die mächtigen Mopsschaufeln noch als beliebte Jagdtrophäe. Im Laufe des 17. Jahrhunderts hat man sie jedoch rücksichtslos zurückgezüchtet, da sich Vierzehnender im Schoße älterer Damen als hinderlich erwiesen hatten. Der Mops wurde gefahrlos und damit konsumgerecht. In Deutschland hat lediglich der scheue Waldmops die Würde seiner Vorfahren bewahrt.« Tja, aber zu sehen bekam man das seltene Tier nie. Bis es 2015 in Loriots Geburtsstadt wieder ausgewildert wurde. Inzwischen fühlen sich 27 Tiere im Stadtgebiet »mopswohl«, lassen sich bewundern, anfassen, fotografieren und »füttern«. Mit einem speziell ausgebildeten »Ranger« werden wir uns auf eine zweistündige Waldmopsführung begeben und dabei jede Menge darüber erfahren, wie es gelang, die gehörnten Möpse in Brandenburg/Havel ganzjährig anzusiedeln. Denn einst, so werden wir hören, verbrachte »der Waldmops (den Winter) mit Hunderttausenden seiner Artgenossen in Südafrika«. Heute verfällt er satt und zufrieden im Spätherbst in eine Art Winterstarre, wie man besonders gut an dem Exemplar vor dem Restaurant »Werft« sehen kann, wo wir mittags essen werden. Er hat sein Revier gut gewählt, fallen doch dort ständig ein paar Happen für ihn ab, so dass er sich einen besonders dicken Winterspeck angefressen hat.

Nach dem Essen starten wir zu einer gut zweistündigen Schiffstour über den Beetzsee mit seiner berühmten Regattastrecke, um uns die Stadt bei Kaffee und Kuchen vom Wasser her anzusehen. Danach heißt es leider schon wieder Abschied nehmen von Brandenburg/Havel, Loriot und den Waldmöpsen, um zurück nach Berlin zu fahren.

Da es nicht nur seit Jahren die beiden traditionellen Frauentagsfahrten gibt, sondern ebenso eine feste Fangemeinde für beide Touren, lassen Sie sich nicht allzu lange Zeit mit der Überlegung, ob Sie an einer von beiden teilnehmen möchten oder ob Sie, liebe Männer, ihre Liebste mit einer Reise nach Magdeburg und in den Harz oder einer Entdeckungstour auf den Spuren der scheuen Waldmöpse nach Brandenburg/Havel zu Weihnachten überraschen wollen.