nd-aktuell.de / 04.11.2020 / Brandenburg / Seite 13

Ministerpräsident mit Coronavirus infiziert

Politiker, denen Dietmar Woidke begegnete, lassen sich testen

Andreas Fritsche

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Nachdem er am Sonntag erste Erkältungssymptome verspürte, ließ er sich am Montag testen und bekam das Ergebnis am Dienstagmorgen mitgeteilt. Das zieht nun Kreise, weil der Ministerpräsident am Freitag bei einer Landtagssitzung und am Sonnabend bei der Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER in Schönefeld gewesen ist.

Innenminister Michael Stübgen (CDU) hat nun ebenfalls einen Coronatest gemacht und sich vorsorglich in Quarantäne begeben, bis sein Ergebnis vorliegt. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ließ einen Schnelltest machen, der negativ ausfiel. Sicherheitshalber geht er aber dennoch in Quarantäne. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) begibt sich in Isolation. Testen lassen wollen sich Staatskanzleichefin Kathrin Schneider (SPD), Lufthansa-Boss Carsten Spohr und Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup. Lütke Daldrup betonte, man habe bei der Eröffnung des Airports Abstand gehalten. Die knapp 50 geladenen Gäste sollen dennoch über die Coronavirus-Erkrankung Woidkes informiert werden.

Die Sitzung der SPD-Landtagsfraktion fand am Dienstag nicht wie gewohnt statt. »Wir haben uns aus Sicherheitsgründen in anderer Form getroffen«, erklärte Fraktionschef Erik Stohn. »Wir haben uns auseinander gezogen.« Die Abgeordneten seien in ihre Büros gegangen und verständigten sich per Videokonferenz miteinander. Dietmar Woidke habe sich kurz von zu Hause zugeschaltet. »Es geht ihm soweit gut«, berichtete Stohn. Bisher verlaufe die Krankheit milde und man wünsche dem Regierungschef, dass es so bleibe. Nach Auskunft des Gesundheitsamts im Landkreis Spree-Neiße - Woidke lebt dort in der Stadt Forst - sei Kontaktperson ersten Grades, wer sich seit Freitag mindestens 15 Minuten in unmittelbarer Nähe des Ministerpräsidenten aufhielt, erläuterte Stohn. Es betrifft ihn selbst - er will sich auch einem Coronatest unterziehen - sowie etliche weitere Abgeordnete der SPD und anderer Parteien. Wen es sonst noch berührt, wird nun nachverfolgt. In diesem speziellen Falle ist das nicht schwierig. »Beim Ministerpräsidenten ist der Terminkalender lückenlos. Sein Leben ist dokumentiert«, erklärte SPD-Fraktionssprecherin Katrin Molkentin.

Eine geplante Sondersitzung des Sozialausschusses im Landtag wurde am Dienstag wegen Woidkes Erkrankung abgesagt. Ebenfalls positiv auf das Coronavirus getestet wurde Landtagsvizepräsident Andreas Galau (AfD). Ob die Parlamentssitzung in der kommenden Woche ausfallen muss, bleibt vorerst offen. »Aus meiner Sicht sollten wir auf jeden Fall anstreben, dass die Landtagssitzung stattfindet«, sagte SPD-Fraktionschef Stohn.

Das Gesundheitsministerium meldete am Dienstag 229 neue Infektionen. Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich um sechs auf 213. Aktuell erkrankt an Covid-19 sind 3255 Brandenburger. 258 von ihnen werden in Kliniken behandelt, 74 auf Intensivstationen. 34 Patienten werden beatmet.