nd-aktuell.de / 13.11.2020 / Berlin

Rote Brause - Folge 19: 30 Jahre nach der Räumung der Mainzer Straße

100 Strafbefehle gegen Feminist*innen / Berliner Afrika Konferenz dekolonialisiert / Multimillionäre besitzen halb Berlin / Außerdem: Ein Gespräch mit Pünktchen, Nancy und Bastian über das legendäre Tuntenhaus

Marie Hecht
RB19 - 30 Jahre nach der Räumung der Mainzer Straße

Heute vor 30 Jahren wurde die Mainzer Straße in Berlin geräumt. Ich für meinen Teil kam kurz vor dem Mauerfall auf diese Welt und habe so keinerlei Erinnerung an die legendäre Besetzung von 13 Häusern in der Mainzer Straße in Friedrichshain. Auch Pünktchen, Nancy und Bastian scheint es im ersten Moment nicht so leicht zu fallen, sich an die Räumung am 14. November 1990 zu erinnern. Vielleicht weil sie schmerzhaft war. Vielleicht, weil es ein aufreibender Kampf war oder einfach, weil es schon so lang her ist. Dabei waren die drei mittendrin. Vom Frühjahr bis in den Winter 1990 lebten sie im Tuntenhaus in der Mainzer Straße 4 eine antikapitalistische, antirassistische, radikal queer-linke Utopie, deren Themen noch bis heute nachwirken.

In meinem wöchentlichen Berlin-Podcast »Rote Brause« nehme ich den Jahrestag der Räumung zum Anlass, in die aktivistische Vergangenheit Berlins zu schauen und im Gespräch mit Pünktchen, Nancy und Bastian an das legendäre Tuntenhaus zu erinnern. Diese Folge gibt einen Einblick in den anarchistischen Berliner Sommer 1990, den politischen Aktionismus zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung, zwischen zwei deutschen Systemen. Um einen Eindruck von der damaligen Zeit zu bekommen, habe ich im Archiv des »nd« gestöbert, 90er-Jahre Doku-Filmmaterial mit verschwommenen Bildern geschaut und mich gefragt, wie die Mainzer Straße heute klingt und was vom damaligen Spirit geblieben ist.

Dabei darf für mich nicht unerwähnt bleiben, dass es in dieser Stadt offensichtlich einige historische Kontinuitäten gibt, wenn es um die Bereitstellung von leerstehendem Wohnraum und das Räumen von Orten geht, die gesellschaftliche Normen hinterfragen und versuchen sie im gemeinsamen Lebensalltag zu durchbrechen.

Außerdem erfahrt ihr wie immer in der Roten Brause, was diese Woche in Berlin wichtig war.

Die Themen der Woche zum Nachlesen:

Kriminalisiert: Feminismus könnte teuer werden - 100 Demonstranten gegen Abtreibungsgegner erhalten Strafbefehle und landen vor Gericht[1]

Mietwohnungen: Multimillionäre besitzen halb Berlin - Nur wenigen Tausend Eigentümern gehört fast die Hälfte aller Berliner Mietwohnungen[2]

Von AfD zu NPD: Die NPD sitzt wieder im Parlament - Der ehemalige AfD-Abgeordnete Kay Nerstheimer wechselt zur Neonazi-Partei über[3]

30 Jahre Mainzer Straße:[4] Die Avantgarde-Tunten - Vor 30 Jahren wurde die Mainzer Straße in Berlin geräumt.

Kommentar der Woche: Sturmangriff aufs Gemeinwesen - Nicolas Šustr über die Zerstörung der Städte durch Finanzinvestoren[5]

Außerdem:

Offener Brief »Gegen jeden Islamismus, Antisemitismus und
Faschismus«[6]

Online-Petition des Neuköllner Café-Kollektivs »k-fetisch«[7]

Infos zu zu den Veranstaltungen der Dekoloniale[8]

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1144324.blockade-gegen-abtreibungsgegner-feminismus-koennte-teuer-werden.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1144240.berliner-mietmarkt-multimillionaere-besitzen-halb-berlin.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1144296.kay-nerstheimer-die-npd-sitzt-wieder-im-parlament.html
  4. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1144390.mainzer-strasse-die-avantgarde-tunten.html?sstr=rainer|rutz
  5. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1144241.wohnungsmarkt-sturmangriff-aufs-gemeinwesen.html?sstr=Nicolas|Šustr
  6. https://wirgegenislamismus2020.wordpress.com/
  7. http://www.openpetition.de/petition/online/fuer-eine-zukunft-mit-k-fetisch-fuer-eine-finanzierbare-mietvertragsverlaengerung
  8. http://www.dekoloniale.de