Tiere raus aus der Manege

Robert D. Meyer wünscht sich Zirkusse, in denen gar keine Tiere mehr auftreten

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Elefanten sind äußerst wanderfreudige Tiere. Im Schnitt legen die Dickhäuter in freier Wildbahn zwischen fünf bis 13 Kilometern am Tag zurück, während der Paarungszeit bringen es Bullen sogar auf 17 Kilometer. Ein natürliches Verhalten, dass Elefanten in Gefangenschaft nicht ausleben können. Artgerecht kann ihre Haltung also niemals sein.

Das hat inzwischen auch Julia Klöckner (CDU) erkannt. Die Bundesagrarministerin tut etwas, was man von ihr bisher nicht gewohnt ist: Klöckner könnte tatsächlich den Tierschutz in Deutschland voranbringen. Vor einigen Tagen präsentierte sie einen Verordnungsentwurf, der den schrittweisen Ausstieg aus der Wildtierhaltung in vielen Zirkussen bedeutet. Demnach sollen Wanderzirkusse keine neuen Giraffen, Elefanten, Nashörner, Flusspferde, Affen und Großbären anschaffen dürfen. Die Regelung soll später auch auf Großkatzen ausgeweitet werden.

Ein richtiger Schritt, für den Tierschützer seit Jahrzehnten kämpfen. Insofern kommt er nicht nur spät, sondern ist auch noch reichlich inkonsequent: In mehr als 20 europäischen Ländern ist die Wildtierhaltung im Zirkus bereits ganz oder teilweise untersagt. Ein Verbot von Neuanschaffungen heißt zudem, dass sich an der Gefangenschaft von bereits in Zirkussen lebenden Elefanten, Affen und Bären nichts ändert. Dabei sagt Klöckner selbst, Wildtiere haben »in der Manege nichts verloren«. Folglich müsste die Ministerin auch so konsequent sein und einen harten Ausstieg aus der Wildtierhaltung in Zirkussen vollziehen.

Doch das würde Kosten verursachen, etwa für die Umsiedlung der Tiere in Reservate. So viel sind Klöckner kleine Fortschritte im Tierschutz dann doch nicht wert. An die ganz große Frage, warum Tierhaltung im Zirkus, deren einziger Zweck die Bespaßung von Menschen ist, überhaupt noch erlaubt ist, wagt sich die Ministerin ohnehin nicht heran.

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