Die Fee sagt nee
Mit ihren Kinder- und Jugendbüchern ist Kirsten Boie eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin. Sie schreibt »Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte«, von Trenk Tausendschlag, der im Mittelalter als Sohn eines Leibeigenen zum »Ritter Trenk« wird, oder vom traumhaften Ort Sommerby, wo drei Kinder ihre Oma besuchen und es kein Internet gibt, aber sich alles »ganz und gar richtig« anfühlt.
Manche nennen Kirsten Boie auch die deutsche Astrid Lindgren. Aber was ist dann mit Cornelia Funke? Ist sie die deutsche Joanne K. Rowling? Und gibt es auch - um bei den erfolgreichen Büchern zu bleiben - »Gregs Tagebuch« in einer deutschen Version? Oder mal rückwärts geschaut: Waren Fix und Foxi die deutschen Tick, Trick und Track? Und was sind dann bitte Abrax, Brabax und Califax für welche?
Man merkt schon: die Herausarbeitung des Deutschen führt zu nichts. Und trotzdem ist dessen permanente Betonung und Bewahrung, um nicht zusagen: Dauerrettung, das Hauptanliegen des Vereins Deutsche Sprache. Denn dass Sprache sich verändert, ist für den Verein ein einziger Horror. Aus diesem Grund sucht der Verein auch jedes Jahr den »Sprachpanscher des Jahres«. Es lebe die männliche Form!
Nun wollte der Hamburger Landesverband Kirsten Boie einen anderen Preis verleihen, den »Elbschwanenorden«. Das war durchaus lobend gemeint. Doch Boie lehnte ab. Weil der Bundesvorsitzende des Vereins Deutsche Sprache Walter Krämer Sachen erzählt, die ihr überhaupt nicht gefallen. »Da ist die Rede von der ›Lügenpresse‹, sogar vom ›aktuellen Meinungsterror unserer weitgehend linksgestrickten Lügenpresse‹; von der ›Überfremdung der deutschen Sprache‹, vom ›Genderwahn‹«, schrieb die 70-Jährige in einem Absagebrief an den Verein, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Das fügt sich für Boie in die »Argumentationsgänge« der Rechten ein. »Die Fee sagt nee«, heißt eines ihrer Kinderbücher.
Zum Aktionspaket
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.