nd-aktuell.de / 28.11.2020 / nd-Commune / Seite 41

Molly unterwegs

Ruhe bewahren und bellen

Es kann vorkommen - es ist mir fast unangenehm, das zu sagen -, dass auch ein Hund wie ich mal verloren geht. Auch wir Hunde können mal einen Moment unkonzentriert sein oder auch einfach nur im Unterholz hängen bleiben, weil es dort so spannend ist. Dann heißt es: Ruhe bewahren und nicht anfangen, nach seinen Menschen zu suchen. Denn die sind wieder wer weiß wohin gelaufen. Wenn man dann selber noch auf die Suche geht, findet man sich garantiert nicht wieder.

Was also tun? Denn auf das Abendessen, die Couch, Kauknochen, Streicheleinheiten und andere Bequemlichkeiten will schließlich niemand verzichten - auch ich nicht. Der Trick: Man bleibt einfach, wo man ist, und macht sich lautstark bemerkbar. Und zwar so lange, bis die Menschen einen endlich gefunden haben. Meiner Erfahrung nach ist das eine narrensichere Methode. Und so muss man am Ende des Tages doch nie auf irgendetwas verzichten.

Das alles ist für sich genommen kaum der Rede wert, doch mir ist aufgefallen, dass nicht nur Hunde sich dieser Taktik bedienen. Auf meinen zahllosen Ausflügen habe ich festgestellt, dass auch Menschen verloren gehen. Und auch sie »bellen« so lange, bis sie wiedergefunden werden. Manchmal sind Hund und Mensch eben gar nicht so verschieden!

Noch nicht ganz klar ist mir jedoch, warum Menschen selbst auf großen Freiflächen verloren gehen. Sie stehen dann dort fest an einem Platz - und bellen alle unterschiedlich, damit sie auch von den Richtigen wiedergefunden werden. Während der eine immer wieder bellt: »Mira, Mira, Mira, Mira«, bellt eine andere: »Paul, Paul, Paul, Paul, Paul.« Es ist einfach nicht schön, verloren zu gehen - so wie es aussieht, auch nicht für Menschen.

Aufgeschrieben von Ulrike Kumpe