nd-aktuell.de / 15.12.2020 / Sport / Seite 16

Keine Kostüme und ohne Gesänge

Darts: Eine WM, die von der Karnevalsatmosphäre lebt, zwingt die Fans dieses Jahr zur Stille

OLEK MEYER

Eine fulminante Mischung aus Karneval, Sport und Musikfestival. Die Darts-WM 2021 wird diesen Dienstag wie gewohnt im Alexandra Palace, dem »Ally Pally«, in London starten. Eine Sportart, die in den vergangenen Jahren auf immer größer werdende Begeisterung stieß. Nicht nur in England, sondern auf der ganzen Welt wurde Darts zum beliebten Sport der Bodenständigen.

Ein Sport, der durch die Fans belebt wird

Sportler*innen mit meist nicht ganz so athletischer Körperform, wie das von Sportarten mit ähnlich hochdotierten Preisgeldern bekannt ist, werfen auf die Dartscheibe. Im Hintergrund sitzen im Pub-Ambiente mit Pint und Fish ’n’ Chips gut gelaunt die verkleideten Fans. Singend und tanzend bringen sie die Stimmung zum Brodeln. Die Darts-WM liegt zeitlich auch optimal, denn in der Premier League finden weniger Spiele statt. Andere Fußballligen in Europa legen sogar eine Winterpause ein. Kann man mit dem Fußballverein im Pub nicht mehr mitfiebern, werden im Ally Pally die Darts bestaunt, die mit größtmöglicher Präzision auf die Scheibe fliegen. Der deutsche Fernsehsender Sport1 erkannte das riesige Potenzial des Sports und konnte zur letzten WM Erfolgsquoten von durchschnittlich 370 000 Zuschauer*innen erzielen, beim Finale schalteten sogar 1,49 Millionen Menschen ein. Dem Spektakel kann man auch einfach viel abgewinnen.

Natürlich bleibt die diesjährige WM nicht von der weltweiten Pandemie verschont, dennoch soll vieles bleiben, wie es war. Erstmals in diesem Jahr wird ein Darts-Turnier vor Zuschauer*innen stattfinden. Auf die eigentlich 3000 Plätze im Alexandra Palace, kommen aber lediglich 1000 Tickets. Verkleidungen sind untersagt, und es gilt uneingeschränkte Maskenpflicht. Alkohol wird ausgeschenkt, auch das fettige britische Essen soll es wieder geben. Die Gesänge der Fans müssen jedoch wegen der größeren Aerosolverteilung ausfallen. So stellt sich die Frage, ob der Sport allein noch so viel Charme besitzt und überzeugen kann, wenn die tosenden Zuschauer*innen fehlen.

Ausgeschiedene und Favoriten

Die große Überraschungskandidatin der letzten WM Fallon Sherrock konnte sich dieses Jahr nicht qualifizieren. 2019 war sie die erste Frau, die bei einer Weltmeisterschaft ein Match gewinnen konnte. Dennoch werden zwei Frauen dabei sein, da zwei Plätze seit einigen Jahren über eine Quote geblockt sind. Dies soll für Gleichberechtigung sorgen. Dazu Sherrock: »Meiner Meinung nach werden wir genauso behandelt wie Männer, und ich würde das auch nicht anders wollen.«

Dieses Jahr sind drei deutsche Männer in London dabei. Der in der Weltrangliste bestplatzierte ist Gabriel Clemens, der im vergangenen Jahr seinen Teamkollegen Max Hopp überholen konnte. Letzterer macht jetzt schon einen Sieger des Turniers aus: »Mein Favorit für die WM ist Gerwyn Price. Der will das diesmal besonders und wird es auch schaffen.« Der Waliser Price hat den Titel noch nie gewonnen, will aber dem Schotten Peter Wright als Weltmeister nachfolgen.