nd-aktuell.de / 23.12.2020 / Ratgeber / Seite 18

Soll man Antigen-Schnelltest-Angebote nutzen?

Angesichts der wachsenden Infektionszahlen steigen auch die Antigen-Schnelltest-Angebote für Selbstzahler. Neuerdings soll es auch einen Thüringer Hersteller mit neuem Antikörper-Schnelltest geben. Die Schnelltests sind aber, wie zu hören ist, umstritten. Wie soll man sich verhalten? Soll man Antigen-Schnelltest-Angebote nutzen oder nicht?
Jochen P., Erfurt

Viele Menschen möchten trotz Corona zu Weihnachten ihre Liebsten treffen. Gleichzeitig macht ihnen das Infektionsrisiko große Sorgen und sie fragen sich: Bin ich aktuell mit Corona infiziert oder nicht?

Die Anbieter von Antigen-Schnelltests versprechen eine schnelle Antwort. Der Virologe Christian Drosten sagt dazu: »Ich glaube, dass diese Antigen-Tests ein ganz wichtiges neues Werkzeug in der Bekämpfung der Pandemie sind. Doch sind diese Schnelltests nur eine Momentaufnahme. Auch bei einem negativen Ergebnis sollte sich niemanden vollkommen in Sicherheit wiegen.« So gesehen taugen die Corona-Schnelltests nicht zum pauschalen »Freitesten« für Weihnachten.

Manche bieten neben dem Schnelltest auch den aufwendigeren (und teureren) PCR-Standardtest sowie einen Covid-19-Antikörpertest an, der Hinweise darauf gibt, ob bereits eine Infektion durchgemacht wurde. Beim Antikörpertest handelt es sich um ein indirektes Nachweisverfahren mit geringer Aussagekraft. Das Ergebnis ist abhängig vom Testzeitpunkt, da Antikörper nach einer Infektion zum Teil erst Wochen später nachweisbar sind.

Ungeachtet dessen werben Anbieter der Antigen-Schnelltests zum Beispiel damit, dass der Test »mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Corona-Infektion in der ansteckenden Phase« erkennt. Ein anderer Anbieter verspricht, dass der Test »mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit SARS-CoV-2 nachweisen oder ausschließen« kann.

Das Robert-Koch-Institut in Berlin verweist warnend darauf, dass ein negatives Antigen-Testergebnis die Möglichkeit einer Infektion mit SARS-CoV-2 nicht ausschließt. Deshalb sollten diese Tests nur bei Personen angewendet werden, bei denen ein falsch negatives Ergebnis nicht zu schwerwiegenden Konsequenzen führt.

Bei den Schnelltests handelt es sich um Antigen-Tests. Sie suchen in Abstrichproben nicht aufwendig nach dem Erbgut des Virus, sondern nach Molekülen, die charakteristisch für die Viren sind. Ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest wird das Ergebnis auf einem Teststreifen angezeigt. Das dauert etwa 15 Minuten. Ein Streifen heißt negativ, zwei bedeutet positiv. Bei einem positiven Test muss anschließend ein weiterer Test - ein sogenannter PCR-Test. - vorgenommen werden.

Die Preise für die Tests sind nicht einheitlich und reichen gegenwärtig von 30 Euro bis zu rund 50 Euro. Die Kosten werden nicht von den gesetzlichen Kassen übernommen.

Was den Hinweis auf den Hersteller in Thüringen anbelangt, so handelt es sich hier um die Weimarer Senova Gesellschaft für Biowissenschaft und Technik, die einen Streifentest entwickelt hat, mit dem sich Antikörper gegen das Coronavirus diagnostizieren und digital auswerten lassen. Innerhalb weniger Minuten stehe fest, ob jemand akut mit dem Virus infiziert oder dagegen bereits immun sei, heißt es in einer Mitteilung des Wirtschaftsministeriums in Thüringen.

Neu sei dabei die Verbindung von Test und direkter Weiterleitung der Analyse-Ergebnisse durch einen Sensor-Chip. Den Angaben zufolge wurde Anfang Dezember in Weimar eine vollautomatische Produktionsstraße in Betrieb genommen. Damit sei die Herstellung von bis zu einer Millionen Tests pro Monat möglich. nd-Ratgeberredaktion