Zero Covid? Nein! No Covid!

Sieben Tage, sieben Nächte

  • Eva Roth
  • Lesedauer: 2 Min.

Diese Woche gab es einige Verwirrung über Forderungen, die Pandemie radikal zu bekämpfen: No Covid, Zero Covid - gibt es da einen Unterschied? Und ob! »ZeroCovid ist eine linke Forderung nach einem sofortigen, solidarischen Shutdown. NoCovid ist ein auf internationalen Erkenntnissen basierender, langfristiger Exit-Plan«, schrieb etwa die Zeit-Online-Redakteurin Vanessa Vu auf Twitter. Damit ist schon mal klar, welches der beiden Konzepte fundierter ist. Zero Covid sei »sehr radikal«, befand Ifo-Chef Clemens Fuest im ZDF. »Das ist nicht unser Konzept, das halte ich für völlig falsch«, so der No-Covid-Befürworter. Links versus erkenntnisbasiert, Radikale versus Top-Ökonom - damit sind die beiden Aufrufe einsortiert, Schublade zu.

Bei all dem Betonen der Unterschiede wird in den Hintergrund geschoben, dass beide Initiativen die genau gleiche zentrale Forderung haben: »Das Ziel muss null sein«, fordert die Zero-Covid-Petition, die sich an die Regierungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz richtet und die bislang von rund 89 000 Menschen unterstützt wird, darunter Pflegekräfte, Ärztinnen, Gewerkschafter, Wissenschaftlerinnen und Autorinnen.

Ziel sollte ein »schnelles Absenken der Infektionszahlen auf null« sein, heißt es in dem No-Covid-Papier, das 13 Personen, überwiegend deutsche Professorinnen und Professoren, unterzeichnet haben, darunter Fuest. Was das Ziel angeht, ist der Ökonom also genauso radikal wie diese Linken!

Beide Initiativen verweisen auf andere Länder, denen es gelungen ist, die Verbreitung des Virus zu beenden. Insofern berücksichtigt auch Zero Covid internationale Erkenntnisse. Die Petition bezieht sich überdies auf einen Aufruf für die konsequente Eindämmung der Pandemie in Europa, den mehr als 1000 Forschende unterzeichnet haben.

Und wie lässt sich verhindern, dass sich Menschen mit dem Virus infizieren, dass sie erkranken und sterben? Hier unterscheiden sich die Initiativen tatsächlich. Die Zero-Petition fordert, gesellschaftlich nicht dringend erforderliche Bereiche der Wirtschaft für eine kurze Zeit stillzulegen. Die No-Covid-Autoren wollen dagegen »negative Folgen für die Wirtschaft« gering halten und plädieren dafür, dass Betriebe des produzierenden Gewerbes möglichst geöffnet bleiben. »Es wäre Wahnsinn, die Industrie stillzulegen«, sagt Fuest.

Sicher? Dass man das Virus »niederringen« kann, zeigen nach Ansicht von Fuest und Co. auch die Erfahrungen hierzulande. Sie verweisen darauf, dass in Deutschland nach dem Lockdown im Frühjahr die Infektionen auf nur noch 2,5 Fälle in einer Woche pro 100 000 Menschen gesunken sind. Was in dem Papier nicht erwähnt wird, aber beim Verband der Automobilindustrie nachzulesen ist: Im April haben die deutschen Pkw-Hersteller ihre Produktion nahezu vollständig eingestellt. Wahnsinn. Eva Roth

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