»Die Arbeitslosenzahlen sind in Berlin und in Brandenburg im Januar gestiegen. Das ist zu dieser Jahreszeit üblich und daher keine Überraschung«, sagt Ramona Schröder, Regionaldirektionschefin der Arbeitsagentur. Allerdings liege das Niveau wegen der Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie »vor allem in Berlin deutlich über dem des Vorjahres«.
212 495 Berliner und 87 803 Brandenburger sind erwerbslos gemeldet. Im Vergleich zum Januar vergangenen Jahres stieg die Arbeitslosenquote in Berlin um 2,4 Prozentpunkte auf 10,6 Prozent, in Brandenburg um 0,6 Prozentpunkte auf 6,6 Prozent. Dass die Zahlen nicht noch schlechter sind, liegt daran, dass 5,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berlin von ihren Betrieben nicht gekündigt, sondern in Kurzarbeit geschickt worden sind. In Brandenburg sind es 3,4 Prozent. Das sieht auch Jörg Nolte von der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) so. »Ohne das Mittel der Kurzarbeit wären die Zahlen noch erheblich dramatischer«, sagt er. »Um aber Arbeitsplätze auf Dauer zu erhalten, müssen die angekündigten Hilfen jetzt endlich auf den Konten der betroffenen Unternehmen ankommen«, drängt Nolte.
»Den Unternehmen, die mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen haben, geht mehr und mehr die Luft aus. Vor allem Handel, Tourismus und Gastronomie zehren seit Wochen von der Substanz«, sagt Alexander Schirp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg. Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 haben mehr als 58 000 Berliner ihre Arbeit verloren, in Brandenburg sind es mehr als 12 000. Die Arbeitslosenquote in der Hauptstadt liege damit in einem Januar so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr, sagt Schirp.
In Brandenburg stehen 7684 Menschen mehr als vor einem Jahr ohne Job da, von dem sie leben können. Das führe »schonungslos« vor Augen, welche Auswirkungen die Pandemie auf das Leben vieler Menschen habe, bemerkt Brandenburgs Grünen-Landesvorsitzende Julia Schmidt. »Hinter dieser nüchternen Zahl verbergen sich Tausende Einzelschicksale, Menschen, die vor einem Scherbenhaufen stehen, völlig unverschuldet«, sagt sie. »Umso wichtiger ist es jetzt, dass sich unser Sozialstaat besser als bisher um Menschen kümmert, die in Arbeitslosigkeit geschlittert sind, und alles dafür tut, dass sich kurze Phasen der Arbeitslosigkeit nicht in Langzeitarbeitslosigkeit verfestigen.« Man benötige zielgerichtete Qualifizierung und weniger Vermittlung in atypische und prekäre Beschäftigung, so Schmidt.
Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) verweist in dem Zusammenhang auf die Weiterbildungsprämie: »Das Kurzarbeitergeld reicht für viele Menschen nicht aus. Mit der Weiterbildungsprämie haben sie die Möglichkeit, die Zeit der Kurzarbeit für Qualifizierungen zu nutzen.« Beschäftigte, die während ihrer Kurzarbeit an einer von der Bundesagentur für Arbeit finanzierten Weiterbildungsmaßnahme teilnehmen, erhalten für Weiterbildung bis zu 250 Euro pro Monat.
Die IHK begrüßt die Prämie, hätte sich aber eine flexiblere und breitere Förderung gewünscht. So wie in Brandenburg: Dort gebe es den Zuschuss auch ohne Kurzarbeit.