nd-aktuell.de / 16.02.2021 / Politik

Wegen Geldmangel frieren zwei Millionen Deutsche in zu kalter Wohnung

Linke und Sozialverband VdK fordern Unterstützung für Einkommensschwache

Berlin. Nicht alle Deutschen können sich bei Wintertemperaturen in einer ausreichend geheizten Wohnung aufwärmen: Im Jahr 2019 konnten zwei Millionen Menschen in Deutschland aus finanziellen Gründen ihre Wohnung nicht angemessen warmhalten, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Das entsprach einem Bevölkerungsanteil von 2,5 Prozent. Die Linke und der Sozialverband VdK verlangten mehr Unterstützung für Menschen, die von Energiearmut betroffen sind.

Den Angaben zufolge blieb es am häufigsten bei Alleinlebenden sowie in Haushalten von Alleinerziehenden kalt. Laut Statistikamt konnten im vergangenen Jahr sieben Prozent der Menschen in Alleinerziehenden-Haushalten ihre Wohnung aus Geldmangel nicht ausreichend heizen, unter den Alleinlebenden waren 4,8 Prozent betroffen.

Insgesamt war die Quote in Deutschland indes nur noch etwa halb so hoch wie zehn Jahre zuvor, wie die Statistiker weiter mitteilten: 2009 konnten noch 5,5 Prozent der Bevölkerung oder 4,5 Millionen Deutsche nicht ausreichend heizen. 2019 betrug der EU-Durchschnitt den Angaben zufolge 6,9 Prozent. Am höchsten war die Quote in Bulgarien mit rund 30 Prozent, am niedrigsten in Finnland mit 1,8 Prozent.

Ordentlich heizen zu können, sei gerade in der derzeitigen Kältewelle wichtig, sagte Linken-Chefin Katja Kipping in Berlin. »Diese Energiearmut ist etwas, wo man nicht tatenlos zusehen kann.« Deshalb müssten Hartz-IV-Empfänger die Heizkosten in der tatsächlichen Höhe ersetzt bekommen. Menschen mit niedrigem Einkommen sollten über das Wohngeld einen entsprechenden Zuschuss erhalten.

VdK-Präsidentin Verena Bentele verwies darauf, dass die Menschen in der Corona-Krise mehr Zeit zuhause verbrächten und gerade bei den eisigen Temperaturen ordentlich heizen müssten. In der Grundsicherung sollten daher die reell entstandenen Energiekosten komplett übernommen werden, im Wohngeld müsse es wieder eine Energiekomponente geben, forderte auch sie. AFP/nd