nd-aktuell.de / 02.03.2021 / Politik

»Der Rassismus im Land kennt keinen Lockdown«

2020 mehr als 1600 Übergriffe auf Flüchtlinge in Deutschland / Mehr rechtsextreme Aufmärsche als im Vorjahr gemeldet

Berlin. Im vergangenen Jahr hat es in Deutschland mindestens 1606 Angriffe auf Flüchtlinge und Asylbewerber gegeben. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion hervor, aus der die »Neue Osnabrücker Zeitung« zitiert. 201 Menschen wurden demnach bei den Attacken verletzt.

Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der erfassten Übergriffe damit leicht zurück, 2019 hatten die Behörden 1620 solcher Fälle gemeldet. Die Zahlen für das Jahr 2020 sind allerdings vorläufig. Die Linke rechnet dem Zeitungsbericht zufolge noch mit einem Anstieg der Zahlen durch Nachmeldungen.

»Der Rassismus im Land kennt keinen Lockdown[1]«, sagte die Linken-Innenpolitikerin Ulla Jelpke der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. Die Zahlen zeigten, wie verfestigt die rechtsextreme Gewalt in Deutschland sei: »Dass sie ein tödliches Potenzial hat, daran hat uns eben erst die Erinnerung an die rassistischen Morde in Hanau vor einem Jahr[2] gemahnt«, betonte Jelpke.

In der Angriffsstatistik erfasst sind unter anderem Beleidigungen, Volksverhetzung, Sachbeschädigungen und Gewalttaten. Darüber hinaus wurden für das Jahr 2020 insgesamt 67 Angriffe auf Hilfsorganisationen sowie freiwillige Helfer gemeldet.

Unser Gedenken ist immer politisch
Deutschland tut sich schwer, angemessen an von Rechten Ermordete zu erinnern[3]

Seit dem Höchststand im Jahr 2016 mit 2545 Straftaten gegen Geflüchtete gehen die Zahlen bis jetzt von Jahr zu Jahr zurück. Als Grund dafür gilt, dass inzwischen weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen und weniger Menschen in Asylunterkünften wohnen.

Entwicklungen von Corona beeinflusst

Im Corona-Jahr nahm allerdings die Zahl rechtsextremer Aufmärsche zu: Nach 124 solcher Kundgebungen im Jahr 2019 hatte es 2020 laut der Statistik 133 gegeben. Die Zahl der Teilnehmer bei den Aufmärschen sank laut dem Bericht aber von mehr als 19.800 auf 14.000.

Des Weiteren schlug im vergangenen Jahr die Corona-Pandemie voll auf die Nazikonzerte durch: Mit 133 Konzerten konnten Veranstalter 2020 nur noch ein gutes Drittel der Konzerte aus dem Jahr 2019 (374) durchführen. Agenturen/nd

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1148729.hanau-ein-land-das-unsere-liebe-nicht-erwidert.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1148729.hanau-ein-land-das-unsere-liebe-nicht-erwidert.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1148681.rassismus-unser-gedenken-ist-immer-politisch.html