nd-aktuell.de / 02.03.2021 / Politik

USA bereiten Sanktionen gegen Russland vor

Washington will sein Vorgehen laut Medienberichten mit der EU abstimmen

Washington. Wegen des Vorgehens gegen den umstrittenen russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny bereiten einem Medienbericht zufolge nach der EU auch die USA Sanktionen gegen Russland vor. Der Sender CNN berichtete am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf zwei Regierungsvertreter, mit Blick auf die Art der Sanktionen sowie den Zeitpunkt ihres Inkrafttretens werde sich Washington mit der Europäischen Union abstimmen.

Die Sanktionen wären die ersten US-Strafmaßnahmen gegen Russland seit dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden und würden eine deutliche Abkehr von der Russland-Politik seines Vorgängers Donald Trump markieren.

Die EU-Botschafter hatten am Montag grünes Licht für Sanktionen gegen Russland wegen des Vorgehens[1] gegen Nawalny gegeben. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus EU-Kreisen erfuhr, sollen vier hochrangige Vertreter des russischen Justiz- und Strafverfolgungssystems mit Einreise- und Vermögenssperren belegt werden. Die EU setzt dabei erstmals ihren neuen Sanktionsrahmen gegen Menschenrechtsverletzungen ein.

Die Namen der von den Sanktionen Betroffenen sollen nach Bestätigung in einem schriftlichen Verfahren am Dienstag im Amtsblatt der EU veröffentlicht werden. Nach AFP-Informationen aus zwei Quellen handelt es sich um Generalstaatsanwalt Igor Krasnow, den Direktor der Gefängnisverwaltung, Alexander Kalaschnikow, den Chef des Ermittlungskomitees, Alexander Bastrykin, und den Leiter der Nationalgarde, Viktor Solotow.

Russlands Vize-Außenminister Alexander Gruschko sagte, der Schritt sei »keine Überraschung« für Moskau. »Die Europäische Union setzt einen absolut rechtswidrigen Weg fort«, sagte er laut der Nachrichtenagentur Interfax. Dieser führe in »eine absolute Sackgasse«. Es werde »natürlich eine Reaktion von unserer Seite geben«, sagte er der Agentur RIA Nowosti zufolge. Gruschko ließ demnach aber offen, worin diese bestehen könnte.

Derweil forderten die UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard und die UN-Berichterstatterin für Meinungsfreiheit, Irene Khan, eine internationale Untersuchung des Giftanschlags auf Nawalny. Der Vorfall könnte demnach als Warnung an Gegner der russischen Regierung verstanden werden. »Nowitschok wurde sorgfältig ausgewählt, um Angst einzuflößen«, teilten die Expertinnen mit, die von der UNO ernannt werden, aber nicht in ihrem Namen sprechen.

Die UN-Expertinnen veröffentlichten einen Brief vom Dezember an die russischen Behörden, in dem sie Beweise auflisten, die auf eine »sehr wahrscheinliche Beteiligung von Regierungsbeamten an der Vergiftung« hinweisen sollen. Zum Zeitpunkt des Vorfalls habe Nawalny unter »intensiver Überwachung« durch die Regierung gestanden, was einen Anschlag Dritter ohne das Wissen Moskaus sehr unwahrscheinlich mache. Der Kreml hat den Angaben zufolge bislang nicht auf das Schreiben reagiert.

Die UN-Expertinnen forderten auch die »sofortige Freilassung« des Oppositionspolitikers[2]. Ein russisches Gericht hatte am 20. Februar eine Verurteilung Nawalnys zu zweieinhalb Jahren Straflager bestätigt. Ihm wurde der Verstoß gegen Bewährungsauflagen vorgeworfen, als er sich zur Behandlung nach dem Giftanschlag zur Behandlung in Deutschland befand. Zur Haft wurde Nawalny in das Straflager N2 in der Kleinstadt Pokrow gebracht, die rund 200 Kilometer östlich von Moskau liegt.

Nach dem Giftanschlag im Sommer hatte die EU bereits sechs Russen auf ihre Sanktionsliste gesetzt[3]. Unter ihnen waren Vertraute von Staatschef Wladimir Putin wie der stellvertretende Leiter der Präsidialverwaltung, Sergej Kirijenko, und der Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow. Agenturen/nd

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1148023.russland-es-geht-um-die-zeit-nach-putin.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1148779.amnesty-international-nawalny-ist-nicht-gewaltlos.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1148468.wladimir-putin-im-westen-nichts-neues.html