nd-aktuell.de / 15.03.2021 / Kultur / Seite 13

Babysitter für Bushido

Vor dem Berliner Landgericht kämpfen zwei ehemalige Geschäftspartner um Aufmerksamkeit

Ralf Fischer

Harte Hunde, die ihre schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit ausbreiten, verspielen zumeist leichtfertig ihren Respekt auf der Straße. Altes Gesetz, ungeschrieben. Zu lesen zwischen den Zeilen.

Ein Prozess der derzeit vor dem Berliner Landgericht verhandelt wird, könnte diese altgediente Straßenverkehrsordnung langfristig kippen. Die daran beteiligten Unfallopfer genießen nämlich dank des Medienrummels gerade ihren vierten Frühling. Ihrem schlechten Ruf schadet die Aufführung zumindest nicht.

Das juristische Aufeinandertreffen des Rappers Bushido auf seinen ehemaligen Compagnon Arafat Abou-Chaker ist derzeit Hauptgesprächsthema im Boulevard und den daran angeschlossenen dunklen Gassen des Hip-Hop-Journalismus. Das Ende ihrer geschäftlichen Beziehung wirke beinahe so, findet zumindest die RTL-Gerichtsreporterin Samina Faizi, »wie ein Ehepaar, das versucht hat sich zu trennen, aber nicht voneinander loskommt«. Kein treffender Vergleich, aber zumindest hinkt er nicht.

Wie es sich in diesen Kreisen gehört, widmet Bushido seinem einstigen Weggefährten einen Song und feiert sich selbst: »Kakerlaken denken, dass sie Ghettos regier’n. Doch der Tempelhofer Junge bleibt der Rap-Pionier«. Dem Cousin von Abou-Chaker, Nachwuchsrapper Ali Bumaye, wirft sein Rappartner Animus in dem Track auch noch Scheinheiligkeit vor: »Und dieser Ali Bumaye will mich ein bisschen therapier’n. Während ich mich frage, ob das Schimmel ist auf seiner Stirn. Rapper lügen, aber schwören dabei noch auf Koran. Aus ihren heuchlerischen Fressen kommt nur Doppelmoral.«

Vor Gericht disst Bushido seinen ehemaligen Geschäftspartner weitaus dezenter. »Von Arafat gab es rein künstlerisch keine Leistung«, erklärte der 42-jährige und fügte hinzu: »Außer man will es Leistung nennen, als eine Art Babysitterservice zu fungieren oder religiöse Gespräche in der Puderstraße zu führen«. Ein Fan von Rap sei er auch nicht. »Arafat mochte die Musik nie [...] er steht mehr auf R’n’B und so ein Zeug«. Eigentlich ein Todesstoß auf der Straße.

Aber Rache von den derart Verleumdeten muss Bushido vorerst nicht fürchten. Er hat neue gute Freunde gewonnen. Falls sich also seine einstigen Kameraden für die Beleidigung revanchieren wollen, müssen sie auf die Bühne. Arafat hat dies längst begriffen. Sein erster großer Auftritt im Clubhouse zog Tausende Fangirls und -boys an. Die vom ihm abgelieferte Punchline »Der einzige Clan, den ich kenne, ist der Denver-Clan« taugt zumindest für den Refrain.

Sein neu gegründetes Label unter dem Namen S44 veröffentlichte bisher noch keine Chartstürmer. Die unter Vertrag stehenden Sprechgesangsinterpreten gehören eher in die Kategorie Nachwuchskünstler. Der Gerichtsprozess katapultierte die Beteiligten jedoch wieder in die Schlagzeilen. Im Minutentakt kommen missliche Angelegenheiten ans Tageslicht. Abou-Chaker bleibt so zumindest im Gespräch.

Bushido hat derweil das Releasedatum seines neuen Albums »Sonny Black 2« für den Frühling angekündigt. Die Vorbestellungen sollen schon jetzt im fünfstelligen Bereich liegen.